ASTEROIDEN
Ein Abwehrprojekt der ESA soll Zusammenstöße verhindern
Der Auszug der Israeliten aus Ägypten, das Austrocknen des Nils - diese historischen Ereignisse sollen einen gemeinsamen Ursprung haben: Meteoriteneinschläge. Sie sollen Landstriche unbewohnbar gemacht und das Klima auf den Kopf gestellt haben. Dabei sind Meteore eigentlich nur harmlose Gesteinsbrocken, angereichert mit Eis sowie mit Eisen und Nickel, die im gesamten Sonnensystem ihre Bahnen ziehen.
Gefährlich werden sie erst, wenn sie sich auf Kollisionskurs zur Erde befinden. Rund 80 Einschläge pro Jahr soll es geben, und diese Schätzungen gelten nur für die größeren Brocken. Dann treten Objekte von der Größe eines Hauses mit einer Geschwindigkeit von rund 40 Kilometern pro Sekunde in die oberen Schichten der Atmosphäre ein und werden auf mehrere tausend Grad erhitzt. Die Gesteinsbrocken platzen - eine Explosion, die der einer Atombombe in nichts nachsteht.
Erst im Mai 2006 zerbrach der "kosmische Schneeball" P73/Schwassmann-Wachmann 3 und kreuzte in einer Entfernung von rund zehn Millionen Kilometern die Bahn der Erde. Nach kosmischen Maßstäben knapp. 2004 war der Asteroid 2004 FH sogar nur 43.000 Kilometer an der Erde vorbeigeflogen. Dass die Erde in ihrer Geschichte regelmäßig von Brocken aus dem All getroffen wurde, ist sicher, und dass es jederzeit wieder passieren kann, nicht unwahrscheinlich. "Don Quijote" nennt sich deshalb ein Projekt der europäischen Weltraumagentur ESA, das erdnahe Asteoriden untersuchen und außerdem testen soll, wie sie von ihrem Kurs abgebracht werden können. "Es geht um Asteroiden, die potenziell die Möglichkeit haben, die Erdbahn zu treffen", erläutert Roger Förstner, Systemingenieur beim Weltraumkonzern EADS Astrium in Friedrichshafen. Der Stallbursche Sancho und sein Gebieter und Edelmann - spanisch Hidalgo - sollen dazu auf getrennten Wegen "durch die Luft reiten", gemäß der literarischen Vorgabe von Cervantes. Zunächst schießt eine russische Sojus-Rakete die erste Sonde "Sancho" auf direktem Kurs zu ihrem Ziel. Das dauert vier Jahre. Sie soll den Asteroiden ein halbes Jahr umkreisen und untersuchen. Die zweite Sonde "Hidalgo" soll mit derselben Sojus-Rakete ins All geschossen werden, sechs Monate nach "Sancho" eintreffen und sich dann in Kamikaze-Manier auf den Asteroiden stürzen. "Hidalgo" zerschellt; "Sancho" schaut in sicherer Entfernung zu. "Dieser Aufschlag soll die Bahn des Asteroiden verändern", hofft Roger Förstner. Ein potenzielles Opfer ist bereits ausgewählt worden. Die Zeit drängt: Am 21. März 2014 soll der Asteroid QQ47 der Erde bis auf 50.000 Kilometer nahe kommen. Gerade einmal ein Achtel der Mondentfernung.