Ihre Diözese Rottenburg-Stuttgart engagiert sich beispielhaft für die Nutzung der Solarenergie und den Klimaschutz. Welche Rolle spielt für Sie hierbei die biblische Botschaft?
Der zweite Schöpfungsbericht in der Bibel sagt, man soll den Garten der Schöpfung bebauen und pflegen. Das ist für mich das Urbild für den Auftrag eines Christen: dass wir beauftragt sind, diese Schöpfung nicht zu zerstören. Die Kirche steht hier in der Verantwortung der Verkündigung der christlichen Schöpfungsbotschaft.
Nicht nur in Sonntagspredigten, sondern durch praktisches Handeln?
Das ist meine Grundmotivation, dass ich mich immer bemüht habe, selbst einen Beitrag zu leisten. Mir ist es immer wichtig, dass wir nicht nur reden, sondern auch handeln. Denn die Glaubwürdigkeit der Kirche hängt wesentlich daran, dass man vorzeigen kann, worüber man redet. Dass man selber nicht nur in die Gesellschaft hineinruft und Appelle macht, sondern sich im eigenen Handeln daran messen lassen muss.
1999 ließen Sie, erstmals in Deutschland, auf dem Dach der katholischen Akademie in Stuttgart eine Photovoltaikanlage errichten. Gab es hierfür einen besonderen Anlass?
Ich habe mir damals hochrechnen lassen, wie viel Kohlendioxid wir einsparen könnten, wenn wir die freie Dachfläche unserer Stuttgarter Akademie mit einer 15 Kilowatt starken Solarstromanlage belegen. Heraus kam ein Einspareffekt von bislang 40 Tonnen Kohlendioxid. Das ist doch beachtlich. Da wird's einem ja ganz anders, wenn man überlegt, wie viel man normalerweise in die Luft bläst.
Was bewegte Sie nun eine Klimaschutzinitiative zu starten und einen zehn Millionen Euro starken Solarfonds aufzulegen?
Vor allem in jüngster Zeit gibt es ja im Zusammenhang mit Bali, dem Klimabericht der Vereinten Nationen und der Fortschreibung des Kyoto-Protokolls eine große öffentliche Aufmerksamkeit für den Klimaschutz. Da habe ich gedacht, dass es sinnvoll ist, die unterschiedlichen Aktivitäten, die es in unserer Diözese gibt, besser zu bündeln. Dazu kamen weitere Vorschläge und Ideen, und daraus hat sich dann ein zentrales Projekt ergeben.
Wollen Sie mit Ihrer Initiative auch Kosten einsparen, vor allem beim Energieverbrauch?
Das wird sicher zu Kosteneinsparungen führen. Wir müssen ja gerade als Kirche langfristig denken. Wir stehen in einem ambitionierten Sparprozess. Und die Energiekosten sind in den Gemeinden sehr hoch. Jede Kirchengemeinde hat eine riesige Kirche, wo die Leute heute nicht reingehen, wenn sie ihren Pelzmantel mitbringen müssen. Wenn wir aber alternative Energien nutzen, dann können wir heizen und trotzdem Geld sparen.
Die Fragen stellte
Hans-Christoph Neidlein.