KULTURGÜTER
Gericht entscheidet über badische Schätze
Der bizarre Streit um die badischen Kulturgüter und Schloss Salem am Bodensee treibt seinem Höhepunkt zu. "Die Situation ist einigermaßen verfahren": So kommentiert Bernhard Prinz von Baden, Nachfahre des 1918 entmachteten badischen Großherzogs, den seit über einem Jahr andauernden Streit. Dem Haus Baden gehört Schloss Salem, berühmt unter anderem wegen des Internats. Die Familie will mittlerweile fast 40 Millionen Euro in den Unterhalt der riesigen Anlage gesteckt haben und vor allem aus diesem Grund mit 30 Millionen Euro verschuldet sein. Deshalb erwägt sie den Verkauf des Prestige- objekts.
Die Regierung möchte das Schloss jedoch als öffentlich zugängliches Kulturgut erhalten. Und so ersann CDU-Ministerpräsident Günther Oettinger eine scheinbar geniale Lösung. 1918 gingen die badischen Kulturgüter mit einem Wert von heute rund 300 Millionen Euro von Haus Baden auf den Staat über. Aber immer noch ist strittig, wem die mittelalterlichen Handschriften, Gemälde, Plastiken und Kunstsammlungen im Einzelnen tatsächlich gehören. Oettinger wollte das gesamte Ensemble, das verstreut in öffentlichen Museen und Bibliotheken verwahrt wird, für 70 Millionen Euro endgültig in Staatseigentum überführen. 30 Millionen sollten für das Haus Baden, 40 Millionen für eine Stiftung für den Unterhalt von Salem bestimmt sein.
Um diese Summe zu erhalten, sollten Teile der Kulturgüter verkauft werden. Als die Kulturszene dagegen protestierte, zog Oettinger seinen Vorschlag zurück. Zudem kam ein im Auftrag der Regierung erstelltes Gutachten jüngst zum Ergebnis, dass die Kulturgüter bis auf einen kleinen Teil Staatseigentum seien. Demnach hätte das Land beinahe Kunst gekauft, die ihm schon gehört. Allerdings präsentierte Bernhard von Baden ein Gutachten, demzufolge die Kulturgüter überwiegend im Besitz des Hauses Baden sind. Jetzt wird Justitia entscheiden müssen.
Angesichts der Verkaufsdrohung und der verfahrenen Lage plädieren die Grünen neuerdings für den Erwerb des Schlosses durch das Land. Das hätte dann freilich Unterhaltskosten von jährlich 1,5 Millionen Euro zu stemmen. Nun soll erst einmal der Wert des Komplexes ermittelt werden, den der Schlossbesitzer auf 42 Millionen Euro taxiert.