Wir können nur wild spekulieren: War es Champagner oder doch nur Bourbon, mit dem im Oval Office in Washington auf die Ankündigung Fidel Castros angestoßen wurde, endgültig den Platz des "Comandante en Jefe" zu räumen? Vielleicht wurde stilecht ein Cuba Libre gereicht. Immerhin hofft George W. Bush, dass der Rückzug des "Máximo Líder" den Beginn eines Umbruchs darstellt, an dessen Ende ein freies, nicht-kommunistisches Kuba die Landkarte zieren wird. Gemixt war dieser Cuba Libre aber allenfalls mit Rum aus dem Hause Bacardi, das seinen Firmensitz auf den Bermudas hat, und nicht mit dem sozialistischen "Havana Club", der auf der Karibikinsel produziert wird. Schließlich wachen die Amerikaner strikt darüber, dass das Wirtschaftsembargo gegen Kuba nicht unterlaufen wird. Auch wenn dies ja mindestens ein US-Präsident mit einer ausgeprägten Schwäche für kubanische Zigarren getan haben soll.
Bush dürfte sich allerdings mit einer kalten Coca Cola oder Pepsi begnügt haben. Schließlich hat sich der Texaner nach früheren Alkoholexzessen nach seinem 40. Geburtstag ins Lager der Abstinenzler geschlagen. Aber immerhin: Cola ist ja unabdingbarer Bestandteil des sonst so hochprozentigen Cuba Libre.
Vielleicht gab es aber gar keine Feier im Weißen Haus. Schließlich steigt Castro - wenn auch angeschlagen - als Sieger im Kampf mit Washington aus dem Ring. Er hat allem getrotzt: der Landung von Exil-Kubanern in der Schweinebucht, unzähligen Attentatsversuchen der CIA und dem Embargo. Wie dem auch sei, uns bleibt an dieser Stelle nur eines zu wünschen: Mach's gut Fidel, genieß die Rente mit 80 und gönn den Kubanern nun auch Cuba Libre. Dann ehren sie Dich vielleicht wie Deinen alten Weggefährten Che Guevara mit jenem melancholischen Lied von Carlos Puebla: "Hasta siempre Comandante".