Frauen müssen anders als bisher gefördert werden, wenn sie an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen Erfolg haben sollen. Darin waren sich die Sachverständigen mit den Mitgliedern des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung während der öffentlichen Anhörung am 18. Februar einig. Wichtig war vielen Experten, dass die Hochschulen eigenständig über Maßnahmen entscheiden können. Eine Frauen-Quote spielte in ihren Überlegungen weniger eine Rolle als Anreizsysteme wie Frauen-Netzwerke und Mentoren sowie die Möglichkeit, die Arbeit mit Familienplanung zu vereinigen.
"Es gibt eine Art kumpaneihafte Verbrüderung in vielen Organisationen", sagte Susanne Baer, Direktorin des GenderKompetenzZentrums der Humboldt-Universität zu Berlin. Amélie Mummendey, Prorektorin für die Graduierten-Akademie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, sah ein Problem in dem immer noch vorherrschenden Idealbild des Mannes als Wissenschaftler. Die Benachteiligung der Frauen sei heute subtiler und äußere sich in Berufungsverfahren meist in Aussagen wie "hervorragende Qualifikation, aber sie passt nicht ganz ins Profil". Um das Bild des idealen Wissenschaftlers zu wandeln, müssten auch Kampagnen, die sich an Männer richten, organisiert werden. Auch sie müssten sich vorstellen können, Familie und Beruf zu verbinden. Eine gute Kinderbetreuung sei natürlich ebenfalls notwendig, "aber wenn man die Kinder nicht outsourcen will, dann muss man die Arbeitszeiten verändern, um die Chancen auf Doppelkarrieren zu erhöhen".
Ähnlich argumentierte Andreas Keller von der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft: "An den Hochschulen existiert der Mythos des Wissenschaftlers, der sein ganzes Leben der Wissenschaft zu widmen hat." Das Karriereprinzip sei immer noch "Aufstieg oder Ausstieg". Wer Frauen in der Wissenschaft fördern wolle, der müsse auch eine "horizontale Lebensplanung" und Pausen vom Beruf zulassen. Auch der Trend zu befristeten Arbeitsverträgen, die keine Sicherheit böten, scheine für Frauen wenig attraktiv zu sein, sagte Keller.
Wie aus den Unterlagen der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung hervorging, waren 2005 52,5 Prozent der Abiturienten weiblich. Unter den Studienanfängern waren noch 48,8 Prozent Frauen. Im selben Jahr waren die Hälfte der Hochschulabsolventen Frauen. Die Zahlen sinken jedoch deutlich, wenn es sich um Promotionen, Habilitationen und Führungsposten wie den des Universitätskanzler handelt. Knapp 40 Prozent der Wissenschaftler, die 2005 promovierten, waren weiblich, sowie 14,2 Prozent der Professoren. 2006 waren aber nur 8,4 Prozent der Rektorenposten mit Frauen besetzt.