LAUDATIO
Tissy Bruns gratuliert Deutschlandfunk
Nachrichtenredakteure stehen nicht im Rampenlicht, und doch sind sie (...) die Heizer des Medienbetriebs. An den Nachrichten des Deutschlandfunk muss man alles loben (...). Dass sie klar und verständlich geschrieben sind (...). Dass sie sich der Meinung enthalten, aber helfen, sich ein Urteil zu bilden. Es gab in der Diskussion eine Formel, einen Begriff der Bewunderung für die Leistung unseres Preiträgers. Deutschlandfunknachrichten? Das sind einfach: Verlässliche Informationen!
Wenn wir ehrlich sind, hat es natürlich etwas außerordentlich Merkwürdiges, wenn eine Medienjury darauf ihr Hohelied singt.Verlässliche Informationen? Sind das nicht die aller selbstverständlichsten Selbstverständlichkeiten (...) zumal für die Journalisten, die sich (...) mit Politik beschäftigen. Ja, eben: Verlässliche Informationen sind die Basics, die schwer zu haben sind. Denn Politik ist seit jeher ein Stoff, wo A und B nicht strikt unterschieden werden können. Wo etwas gesagt, aber etwas ganz anderes gemeint wird. (...)
Verlässliche Informationen sind Journalisten noch niemals zugeflogen. Sie stellen sich nicht einmal einfach ein, wenn man (...) ganz nah am Drücker ist. Verlässliche Informationen kann nur liefern, wer eine Sache wirklich durchdringt, wer bereit ist zu gewichten und genug Abstand hat, die je eigenen Sichtweisen, Ambitionen im Vergleich zu denen seiner Zuhörer oder Leser angemessen zu relativieren. Solide Nachrichten waren schon immer schwer zu liefern. Und im Zeitalter der allgemeinen Beschleunigung natürlich erst recht. (...) Weil Nachrichten, die gestern noch alles dominiert haben, am nächsten Tag fast nichts mehr gelten, weil ihre Zuverlässigkeit gelitten hat, hat die Glaubwürdigkeitskrise der Politik längst auf Medien und Journalisten übergegriffen. Deshalb hat heute so einen großen Wert, wenn wir über den Deutschlandfunk sagen können: Die liefern verlässliche Informationen. (...)
Umso mehr interessiert natürlich die Frage: Wie schaffen die das? (...) Die Nachrichtenredaktion hat sich entschieden: Für die klassischen Nachrichten, die nach den Maßstäben und Regeln unseres Handwerks gemacht werden. Den Trend zu O-Ton-Sendungen, sagt die Redaktion, haben wir nicht mitgemacht. Wir können mit unseren Meldungen mehr Informationen übermitteln als in einer Sendung mit Kurzaussagen von Politikern und Schnipseln von Korrespondentenbeiträgen. Die klassischen Nachrichten (...) seien ausgewogener und aktueller, sagt die Redaktion. Denn sie seien nicht abhängig von zufällig vorliegenden O-Tönen oder dem Zustandekommen von Leitungen. (...) Wichtig ist den Machern ausdrücklich die Abgrenzung zur Unterhaltung: Immer öfter drohe das Wesentliche in einem Meer von bunten Meldungen unterzugehen.
Die Nachrichten im Deutschlandfunk haben treue Hörergemeinden. Im Zeitalter der Beschleunigung sind ist Deutschlandfunk immer auf dem aktuellen Stand. Aber so, dass jeder Gewinn hat: Der Zuhörer, der sich den ganzen Tag mit etwas anderem beschäftigt hat, und der Journalist, der politische Veränderungen im raschen Takt der Agenturen und Online-Medien verfolgt. Das ist die große Leistung der Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks.