HANDELSBEZIEHUNGEN
Potenzial wird nicht ausgeschöpft
Nicht nur auf der politischen Ebene verbindet Deutschland und Israel eine "besondere Beziehung". Auch die ökonomischen Verbindungen sind eng: So war Deutschland im vergangenen Jahr Israels zweitwichtigster Handelspartner. Und große deutsche Konzerne wie SAP, die Deutsche Telekom, Volkswagen oder Siemens haben das Land längst als Hochtechnologiestandort für sich entdeckt. So stellt Siemens in Israel Wagniskapital für "innovative Firmen" bereit.
SAP ist seit rund acht Jahren in Israel vertreten und beschäftigt dort 850 Mitarbeiter. Der Walldorfer Softwarekonzern, der in Israel eines seiner wichtigsten Entwicklungslabors betreibt, kann dort nicht bloß auf die große Zahl qualifizierter IT-Fachkräfte zurückgreifen. Von der Kooperation profitierten beide Seiten, betont Mickey Steiner, Managing Director bei SAP Lab Israel. "Das Potenzial für Kooperationen ist riesig - aber es wird nicht ausgeschöpft", sagt allerdings der Tel Aviver Rechtsanwalt Amos Hacmun, dessen Kanzlei seit einem Jahr auch ein Büro in Frankfurt hat.
Israel sei zwar ideal für Investoren aus der Solarbranche. Doch für deutsche Mittelständler gebe es bislang keine Anlaufstelle, kritisiert Hacmun. Dennoch sei die Zurückhaltung deutscher Firmen angesichts des Kooperationspotenzials doch erstaunlich, meinen Industrievertreter in Tel Aviv. Sie machen dafür vor allem das "negative Medienbild" verantwortlich. Wenn Israel in deutschen Zeitungen auftauche, dann meist, weil militante Palästinenser jüdische Siedlungen mit Raketen beschießen oder Israels Luftwaffe im Gegenzug Hamas-Führer bombardiert. Von Israel als Wirtschaftsstandort ist nur selten die Rede. Die israelischen Investitionen in Deutschland übersteigen denn auch die deutschen Investitionen in Israel.
Eine intensive deutsch-israelische Zusammenarbeit besteht auch im Rüstungssektor. So lieferte die Bundesrepublik U-Boote der Dolphin-Klasse, die teilweise mit deutschen Steuergeldern finanziert wurden, und in israelischen Panzern steckt deutsche Technologie. Im vergangenen Jahr vereinbarten Rheinmetall Defence und Israel Aerospace Industries (IAI) eine Kooperation bei Aufklärungsdrohnen. Das gemeinsam von einer israelischen und deutschen Firmen gegründete Unternehmen Eurospike bietet in Europa Panzerabwehr-Flugkörpersysteme an. Auf dem Gebiet der Geheimdienste kooperieren beide Staaten ebenfalls.
Die deutschen Exporte nach Israel erreichten von Januar bis November 2007 einen Wert von 2,4 Milliarden Euro, die Importe lagen bei 1,5 Milliarden Euro. Israelis, die in Deutschland investieren, nennen das Marktpotenzial und den Zugang zur Europäischen Union als Haupt- motive.