SICHERHEIT
Es gibt viele Konzepte für friedliche Turniere
Die Sicherheitspolitik bei großen Turnieren hat sich grundlegend geändert. 1998 hatten die Engländer vor der WM in Frankreich noch 1,5 Millionen Pfund für Werbespots ausgegeben, um ihre Fans vor einer Reise ohne Ticket zu warnen. Spätestens 2004 bei der EM in Portugal und schließlich 2006 in Deutschland setzten Polizisten und Fanarbeiter auf Gastfreundlichkeit.
Es ist unwahrscheinlich, dass Hooligans Turniere als Bühne nutzen, schließlich distanzieren sich die meisten radikalen Fans in Italien, den Niederlanden oder Polen von ihren Nationalteams; doch das macht den Sommer 2008 nicht sicherer: Nur zwei der acht Stadien, Wien und Basel, verfügen über mehr als 40.000 Zuschauerplätze. Dennoch werden in den drei Wochen rund fünf Millionen Gäste erwartet. Die Spektakel werden sich abseits der Arenen abspielen. Die dicht bebauten Städte drohen, aus allen Nähten zu platzen.
Es lassen sich Dutzende Beispiele in der Fußballgeschichte finden, in denen ungezügelte Massen nicht mehr kontrolliert werden konnten - auch ohne Hooligans. Mehr als 40.000 Polizisten werden im Einsatz sein, die Schweizer halten einen Teil ihrer Armee in Bereitschaft, hinzukommen rund tausend Mitarbeiter privater Sicherheitsdienste. Gerade ihnen fehlen Erfahrungen mit großen Fußballereignissen. Die Organisatoren zählen deshalb auch auf Hunderte ausländische Polizisten, vor allem aus Deutschland und Frankreich.
Neben akzeptierten Mitteln wie Konfliktmanagement, vorübergehenden Grenzkontrollen, Meldeauflagen für auffällige Fans oder Hausbesuche der Polizei herrscht Empörung über so manchen Vorschlag: In Österreich erwog Innenminister Günther Platter (ÖVP) vorbeugende Haft für gewaltbereite Anhänger und brachte damit Menschenrechtler gegen sich auf.
Michel Platini, der Präsident der Uefa, sprach bei Politikern in Brüssel vor. Sein Vorschlag, eine europäische Sport-Polizei einzuführen, scheint kaum realistisch. Zu groß sind die Widersprüche zwischen deren Polizeikonzepten.
Im Sommer 2008 müssen nur zwei Nationen zusammenarbeiten. Die Krawalle während der EM 2000 in den Niederlanden und Belgien haben gezeigt, dass selbst diese Konstellation Herausforderung genug sein kann.