Verbraucherschutz
Eine Polemik gegen den Ökokult
Wer Bio-Lebensmittel isst, isst Pestizide. Wer Bio isst, fördert überdüngte Äcker und den Schwund von Wiesen und Wäldern. Wer Bio isst, verhindert, dass sich Pflanzen und Anbaumethoden durchsetzen, die Umwelt und Menschheit schonen. Das behaupten zumindest Dirk Maxeiner und Michael Miersch.
Die beiden Bestsellerautoren ("Öko-Optimismus", "Die Zukunft und ihre Feinde") räumen in "Biokost und Ökokult" gründlich mit den vermeintlichen Vorteilen der ökologischen Landwirtschaft auf. Sie widersprechen auf unterhaltsame und informative Weise die Annahmen vieler Verbraucher, Bio-Lebensmittel seien besser als konventionell produzierte. Tierfäkalien müssen kein besserer Dünger als Kunstpräparate sein, auch mit ihnen wird der Boden übersättigt, meinen sie. Und auch wenn Chemie auf den Feldern verboten sei, dürfe der Biobauer bestimmte Gifte einsetzen.
Die Autoren sehen im Öko-Landbau durchaus Vorteile. Vor allem den Tierschutz heben sie als positiv hervor. Doch sie betonen die begrenzten Möglichkeiten: "Allein die über 25 Millionen Schweine, die in Deutschland gehalten werden, würden in Freilandhaltung eine Fläche eines mittleren Bundeslandes benötigen."
"Biokost und Ökokult" ist ein lesenswertes Buch für alle, die schon länger fanatischen Bio-Anhängern misstrauisch gegenüberstanden. Diejenigen, die einen ausgewogenen Vergleich wissenschaftlicher Positionen suchen, sind jedoch an der falschen Adresse. Maxeiner und Miersch lassen, wie in ihren anderen Büchern auch, keinen Zweifel daran, dass sie Gentechnik und gesetzlich festgelegten Grenzen für Pestizide in Lebensmitteln vertrauen. Gentechnisch verändertes Obst und Gemüse etwa sind ihrer Lesart Garanten für einen ertragsreichen und umweltschonenden Anbau.
Sie heben eine mit Vitamin A angereicherte Reissorte hervor, die an Entwicklungsländer verschenkt wurde. Menschen in der Dritten Welt ernten nun dank Gentechnik gesünderes Essen, behaupten die Autoren. Dass aber die an diesem Projekt beteiligten Konzerne wie Monsanto normalerweise vorrangig auf ihren Profit achten und Bauern mit Knebelverträgen an ihre Produkte binden, erwähnen sie nicht.
Biokost & Ökokult. Welches Essen ist wirklich gut für uns und unsere Umwelt.
Piper Verlag, München 2008; 240 S., 14 ¤