Einst wurde er von den Parteirechten als Hoffnungsträger gefeiert, von politischen Gegnern dagegen als "Scharfmacher" tituliert: Peter Gauweiler ist noch heute eine der schillerndsten Personen der CSU. In den 1980er-Jahren war der heute 58-jährige Jurist zunächst Münchner Kreisverwaltungsreferent, dann Staatssekretär im bayerischen Innenministerium. Bundesweite Aufmerksamkeit ebenso wie harsche Kritik erntete Gauweiler für seine "Law and order"-Politik: So warnte er etwa vor einer "Harlemisierung" deutscher Großstädte und forderte ein härteres Durchgreifen der Polizei. 1990 wurde Gauweiler unter Ministerpräsident Max Streibl Umweltminister, trat aber 1994 im Zusammenhang mit der so genannten Kanzleiaffäre zurück. Ihm wurde vorgeworfen, seine Rechtsanwaltskanzlei unrechtmäßig verpachtet zu haben.
2002 zog der Münchner per Direktmandat in den Deutschen Bundestag ein. Still ist es aber auch in Berlin nicht um ihn geworden: Immer wieder eckt der Querkopf an, selbst in den eigenen Reihen: Ob es um Tornadoeinsätze in Afghanistan, Jugendkriminalität oder den EU-Reformvertrag geht. Ein streitbarer Geist zu sein, macht ihm ganz offenbar Vergnügen. Und Gegenwind ist er inzwischen gewöhnt.
Sollte dieser ihm jedoch einmal zuviel werden, dann weiß der Politiker, wo er Rückhalt findet: in der Familie. Schon seine Eltern vermittelten ihm: "Zusammenstehen!" Das musste die Familie in der Nachkriegszeit auch, um durchzukommen. Peter Gauweiler ist das jüngste von drei Kindern, der einzige Sohn. Sein Vater, Rechtsanwalt wie er, kam schwer verletzt aus dem Zweiten Weltkrieg zurück: Ihm fehlte ein Arm. Dennoch schaffte er es, seine Kanzlei wieder aufzubauen. Aber als er später erkrankte, war es die Mutter, die das Geld für die Familie verdiente. Gauweiler war elf Jahre alt, als die Mutter wieder als Lehrerin zu arbeiten begann. Alle mussten nun mithelfen: "Solidarität wurde bei uns gelebt", erzählt der Politiker. Bewunderung für seine Eltern empfindet er besonders aus einem Grund: "Sie haben uns Kindern trotz allem ein schönes Leben vermittelt, mit Ausflügen und Reisen - zum Beispiel an die Ostsee", erzählt Gauweiler, "das ist unvergesslich für mich!"
Er ist inzwischen selbst Vater von vier Kindern im Alter von 10 bis 16 Jahren. Ein strenger Vater? "Furchtbar streng - aber sie fürchten meine Strenge nicht", klagt Peter Gauweiler resigniert lächelnd. Als regelmäßiger Kolumnist in der BILD-Zeitung hat er jedoch nie einen Zweifel daran gelassen, dass er klare Wertevorstellungen hat: "Die Kardinaltugenden - Klugheit, Gerechtigkeit, Mäßigung und Tapferkeit - braucht man immer", sagt Gauweiler. Auch wer am besten die Erziehungsarbeit leistet, vor allem in den ersten Lebensjahren, ist klar: Die Mutter. Kita-Plätze für unter Dreijährige? Für Gauweiler nicht mehr als ein notwendiges Übel. Zwar ist er Realist genug, um zu wissen, dass sie gebraucht werden. An Kritik spart er dennoch nicht: "Dass man so kleine Kinder einfach abgibt, finde ich nicht gut - auch nicht, dass man den Wert der Selbstverwirklichung in der Arbeit höher schätzt als die Erziehung von Kindern."
Er selbst kann oft nur am Wochenende bei der Familie sein - als Abgeordneter und Rechtsanwalt ist sein Terminkalender prall gefüllt. Dass er zu wenig Zeit für seine Kinder haben könnte, glaubt er nicht. "Ach, die sind manchmal froh, wenn ich weg bin," sagt er gutgelaunt. Seine Kinder seien ebenfalls viel unterwegs - in der Schule. Auch Gauweiler klagt wie die meisten Eltern in Bayern über "G8", das seit 2003 nur noch acht Schuljahre dauernde Gymnasium: "Eine Rücksichtslosigkeit gegenüber den Schülern!", ärgert er sich. "Man kann doch nicht ein Schuljahr wegkürzen und die Stundenzahl von neun Jahren gleich lassen."
Umso wichtiger ist da das Wochenende für die Familie. Peter Gauweiler ist froh, ein "später Vater" zu sein: "Wenn ich mich mit früher vergleiche - mein Leben, meine frühe Karriere - dann kann ich die Kinder heute viel besser begleiten." Und das macht er ganz ähnlich wie seine Eltern früher: Ein Ritual sind auch bei den Gauweilers heute noch die gemeinsamen Ausflüge am Wochenende, etwa zum Skifahren.