Norbert Lammert erweckt Misstrauen. Zumindest dann, wenn man der Aussage des Historikers Peter Wende folgt, dass die politische Rede in Deutschland seit jeher politisches Misstrauen erweckt. Und da der Bundestagspräsident "einer der herausragenden Redner unserer Republik" ist, wie die ehemalige Bundesverfassungsrichterin Jutta Limbach ihm bescheinigt, wäre doppeltes Misstrauen angebracht. Ist es aber nicht. Denn Lammert gehört eben nicht zu jenen "machthungrigen Demagogen", die die politische Rede nutzen, um "sich der Schwächen der Zuhörer" zu bedienen, wie Wende das Misstrauen der Deutschen erklärt. Er ist ein gestandener Demokrat und, wie Limbach betont, "ein Mensch von Kultur".
24 Reden Norbert Lammerts aus seiner Amtszeit als Bundestagspräsident sind in Buchform unter dem Titel "Zwischenrufe" erschienen. Reden zu unterschiedlichen Anlässen und vor verschiedenen Auditorien zu Demokratie, Religion, Geschichte und Kultur. Denn auch dies zeichnet einen guten Redner aus - den richtigen Ton zum jeweiligen Anlass zu treffen. In den hier abgedruckten Reden ist Lammert dies gelungen.
Berlin 2008; 317 S., 29,90 ¤