Neue Spitze
Harald Ringstorff gibt sein Amt im Oktober ab
So pragmatisch, wie Harald Ringstorff (SPD) in den vergangenen zehn Jahren als Ministerpräsident Mecklenburg-Vorpommerns regierte, so pragmatisch begründete er am 6. August auch seinen Rückzug aus diesem Amt. "Bekanntlich werde ich im September 69 Jahre alt", erklärte der populäre Landesvater. "Und das ist ein Alter, in dem man daran denken muss, den Staffelstab in jüngere Hände weiterzugeben." Und wie es aussieht, wird auch diese Stabübergabe ganz pragmatisch über die Bühne gehen und das Land nicht in emotionale Wallungen versetzen wie einst der Streit um die Stoiber-Nachfolge in Bayern.
Bereits einen Tag später, am 7. August, entschied sich der SPD-Landesvorstand für Erwin Sellering als Nachfolger von Ringstorff und damit auch für dessen Wunschkandidaten. Ein Sonderparteitag am 24. August soll den bisherigen Sozialminister dann offiziell nominieren, die Wahl im Landtag findet wahrscheinlich am 6. Oktober statt.
Es läuft also alles nach Plan, und auch nach dem 6. Oktober wird sich, so glaubt man auch in der CDU-Landtagsfraktion, an der Politik der großen Koalition nichts Grundsätzliches ändern. "Erwin Sellering hat für die SPD den Koalitionsvertrag von der ersten bis zur letzten Zeile mitverhandelt", sagte der Fraktionsvorsitzende Armin Jäger am vergangenen Freitag. In diesem Sinne werde er, so glaubt Jäger, die 2006 begonnene Arbeit der Koalition fortsetzen. Der Schweriner SPD-Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Hacker sagte dieser Zeitung: "Es geht nicht darum, eine neue Politik zu entwerfen." Deshalb stehe der Führungswechsel vor allem für "Kontinuität". Und auch Dirk Manzewski, Sprecher der SPD-Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern im Bundestag, betonte gegenüber dem "Parlament": "Erwin Sellering ist der absolut geeignete Kandidat." Welche eigenen Akzente er als Ministerpräsident setzen wird, könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, insgesamt gehe es aber darum, die "erfolgreiche Arbeit" fortzusetzen.
Diese Erwartungen sind nicht überraschend, denn Sellering gilt, seit ihn Ringstorff 1998 in die Staatskanzlei holte, als dessen treuer Weggefährte. Vom Abteilungsleiter stieg der 58-jährige Jurist, der erst 1994 aus Nordrhein-Westfalen in den Norden gezogen war, zwei Jahre später zum Justizminister auf. Als Sozialminister (seit 2006) versuchte er, etwa mit Initiativen zur Verbesserung der Kinderbetreuung, das soziale Profil seiner Partei zu schärfen.