MIGRANTEN
Friseurmeisterin Ana Lado über Integration
Frau Lado, Sie kamen im Jahr 1974 als Neunjährige aus Spanien nach Deutschland. Heute führen Sie zwei Friseursalons mit 26 Angestellten. Wie haben Sie das erreicht?
Irgendwann habe ich gespürt, dass ich Anerkennung nur über Leistung bekomme. Also habe ich mich in der Schule angestrengt - obwohl ich von zu Hause keine Unterstützung bekam. Ich musste etwa nachmittags meiner Mutter beim Putzen in fremden Haushalten helfen, um Geld zu verdienen. Mit den Schulaufgaben konnte ich deshalb erst spät abends anfangen. Trotzdem habe ich einen guten Abschluss gemacht und gehörte auch in der Lehre und auf der Meisterschule immer zu den besten. Mit 26 habe mich selbstständig gemacht - auch mit dem festen Ziel, anderen jungen Menschen zu helfen, die Ähnliches erleben wie ich damals.
Wie setzen Sie das um?
Etwa, in dem ich in meinen Betrieben selbst Migranten ausbilde und einstelle. Doch eigentlich ist die Nationalität nie ein Thema bei uns, weil es für mich selbstverständlich ist, die Jugendlichen zu unterstützen. Insgesamt arbeiten in meinen Salons Menschen aus 15 Ländern hervorragend zusammen.
In der öffentlichen Diskussion ist aber meist von Schwierigkeiten die Rede, wenn es um Migranten, Integration und Ausbildung geht.
Ja, leider. Ich kann diese Debatte verstehen, denn natürlich kommt es manchmal zu Problemen. Aber die Ursachen liegen nicht bei den jungen Leuten. In ihren Familien stehen häufig Geldsorgen im Vordergrund, so dass die Eltern gar nicht an eine gute Ausbildung ihrer Kinder denken können. Viele Schüler sind zerrissen: In ihren Familien wird eine Kultur gepflegt, die es selbst in ihren Heimatländern so nicht mehr gibt. Bei ihren Freunden, in der Schule lernen sie dagegen ein völlig anderes Leben kennen.
Was müsste Ihrer Meinung nach getan werden, um die Situation zu verbessern?
Vor allem brauchen die Jugendlichen eine Perspektive. Hauptschüler etwa glauben doch heute gar nicht mehr daran, dass sie später einen Job bekommen. Wir müssen ihnen eine Chance geben, sich in einem Beruf zu beweisen.
Das Interview führte Julia Boenisch.