Südkorea kann im Prozess der Annäherung an Nordkorea auf die Erfahrungen des wiedervereinigten Deutschlands zählen. Dies sicherte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) seinem koreanischen Amtskollegen Kim Hyong-O bei einem Besuch des Landes in der vergangenen Woche zu. Hyong-O bezeichnete dabei die deutsche Wiedervereinigung als "beispielgebend". Lammert wies darauf hin, dass langjährige, stetige Vertrauensbildung Grundlage eines erfolgreichen Wiedervereinigungsprozesses sei. Zwar sei die Situation Südkoreas und Deutschlands "nicht eins zu eins vergleichbar". Aber klassische Fragestellungen der früheren innerdeutschen Politik, etwa nach der Balance zwischen Wirtschaftszusammenarbeit und gleichzeitiger politischer Distanz gegenüber totalitären Systemen, klangen auch bei den Gesprächen des Bundestagspräsidenten immer wieder an.
Der frühere Präsident und Friedensnobelpreisträger Kim Dae-Jung äußerte gegenüber Lammert, der sich besorgt über die Unterbrechung des Annäherungsprozesses zeigte, dass wohl nur Sechs-Parteien-Gespräche beide Länder weiter zusammenrücken lassen würden. In weiteren Unterredungen wies Lammert auf die engen Handelsbeziehungen zu Deutschland hin, das der mit Abstand wichtigste Handelspartner Südkoreas in Europa ist. Es war der erste Besuch eines Bundestagspräsidenten seit 44 Jahren. Seinen Amtskollegen lud Lammert für das Jahr 2009 ein - dann ist Südkorea Partnerland der Hannover-Messe.