Auf 350 Quadratmetern hat alles seinen Platz, was Zarko Bulajic für seine Arbeit braucht. Das Zimmer 720 im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, das aussieht wie ein riesiger begehbarer Kleiderschrank, ist sein Arbeitsplatz: Es ist die Kleiderkammer des Deutschen Bundestages. Etwa 7.000 Kleidungsstücke findet man hier. Gelbe Helme, Thermokleidung für den Winterdienst, Sicherheits- und Sportschuhe, Latzhosen mit Kniepolstern für Handwerker, die durch enge Schächte kriechen müssen, und sogar Judo-Anzüge für das Training der Bundestagspolizisten.
In einem weiteren Raum gleich daneben wird es elegant: Hier hängen an 28 Kleiderstangen fein sortiert und in transparente Folien verpackt Damenblusen mit kurzen Ärmeln, Damenblusen mit langen Ärmeln, Frackblusen, sortiert nach kurzen und normalen Größen. Außerdem Röcke, Hosen und ein Fundus an getragenen Fräcken. Hier werden Fahrer, Saaldiener, Pförtner des Bundestages, aber auch Reinigungskräfte und Handwerker eingekleidet. "Ein neuer Mitarbeiter bekommt erst einmal einen getragenen Frack. Wenn er dann die Probezeit übersteht, wird ein Frack für ihn maßgefertigt", erklärt Bulajic. Die Maßanfertigungen und die Wäsche der Frackblusen werden an externe Unternehmen vergeben. Bulajics Aufgabe ist es, das alles zu koordinieren. Er ist die Schnittstelle und sorgt dafür, dass jeder, der seine Kleidung bei ihm abgibt, diese eine Woche später frisch gewaschen wieder in Empfang nehmen kann. Im Blick hat er auch, wann er neue Sicherheitshelme bestellen muss. Das erkennt er an einer Zahl, die in die Innenseite des Helms gepresst ist, eine Art Haltbarkeitsdatum. "Das ist wichtig. Spätestens nach zwei Jahren müssen die Helme ausgetauscht werden. Dann ist das Plastik verhärtet und die Helme würden brechen und ihre Träger nicht mehr schützen."
Seit sieben Jahren ist er jetzt schon Herr über die "heiligen Hallen", wie der ausgebildete Chorleiter seinen Arbeitsplatz nennt. Besonders wichtig ist es ihm, wirtschaftlich zu arbeiten. "Ich denke ökonomisch und passe auf wie in meinem eigenen Haushalt." Schließlich gehe es ja um Steuergelder, wenn ein Mitarbeiter des Bundestages neu eingekleidet wird. "Wenn jemand einen neuen Anzug möchte, dann begutachte ich zuerst, ob er wirklich einen braucht."
Bei Anproben für neue Anzüge versucht Bulajic so weit wie möglich auf die Wünsche der Mitarbeiter des Bundestages - insgesamt müssen rund 800 eingekleidet werden - einzugehen. Groß ist der Spielraum nicht. Die Herren haben bei der Musterkollektion die Wahl zwischen Sakkos mit zwei oder drei Knöpfen, ansonsten bieten die Konfektionsanfertigungen nicht viel Raum für Kreativität. "Wir können hier eben nicht alles bieten. Es gibt eine Linie, aber ein bisschen gehen wir schon auf individuelle Wünsche ein." Und wenn jemand den Umschlag am Hosenbein nicht mag, dann lässt Bulajic das ändern.
Seit März teilt sich Bulajic die Arbeit mit einer Kollegin, Christine Turban. Dazu gehört auch manchmal die schnelle, unkomplizierte Hilfe: "Wenn ein Fahrer einen Kaffeefleck auf dem Hemd hat, dann gebe ich ihm sofort ein neues. Da brauche ich dann auch keinen Antrag." Manchmal benötigt Bulajic auch ein feines Gespür, zum Beispiel in Momenten, wenn nach längerer Zeit Leute vor ihm stehen, die stark ab- oder zugenommen haben. Er will dann niemandem zu nahe treten oder die Privatsphäre verletzen und fragt vorsichtig nach. Mal steckt eine Krankheit dahinter, manchmal auch eine Diät. "Wenn mir dann jemand sagt, dass er noch mehr abnehmen will, dann frage ich, ob ich die Hose oder das Hemd gleich noch ein wenig enger ordern soll. Oder ich bestelle es so, dass es noch geändert werden kann. Dann muss es nicht gleich wieder neu gekauft werden." Die Wirtschaftlichkeit im Auge zu haben, ist eine Maxime für Bulajic. Die andere ist die Zufriedenheit seiner Klientel. "Wenn die Leute hier lächelnd rausgehen, bin ich auch zufrieden."