Stellen wir uns vor, das überschaubare Grüppchen der Stammzellforscher in Deutschland hätte so wenig Aufmerksamkeit erfahren wie andere Grundlagen-Wissenschaftler, die an großen Fragen für die Menschen und ihre Gesundheit tüfteln. Doch jeder interessierte Fernsehgucker kennt den Konflikt: Hier die neugierigen Mediziner und Biologen mit dem Heilsversprechen gegen Diabetes, Alzheimer oder Herzleiden. Dort die Kirchen und eine reservierte Öffentlichkeit, die schwer akzeptieren, dass wenige Tage alte Embryos im Reagenzglas getötet werden. Ziemlich sicher wären die Experten ohne grelle Medienscheinwerfer weniger angefeindet worden.
Wir dürfen Werbebotschaften der Wissenschaft nicht erliegen, wir dürfen aber auch nicht glauben, strikte Gesetze würden uns helfen, das Richtige zu tun. Forscher wissen vorher kaum, was Ergebnis ihrer Arbeit ist, sonst bräuchten sie die Labortür gar nicht aufzuschließen.
Wahrscheinlich wäre das strikte deutsche Stammzellgesetz unnötig, um moralisch sicher zu handeln. Längst durchleuchten Ethikkommissionen jedes öffentliche Labor, meist fetzen sich dort Theologen, Naturwissenschaftler, Philosophen und Juristen. Sie müssen ein Maß finden, was machbar ist, und das nach außen wie innen verteidigen.
Würden wir dieses Prinzip ausbauen, hätte der Fortschritt eine Chance, ohne dass wir ihn unmoralisch "erkaufen" müssten. Dann hätten Experimente, die im medizinischen Alltag Erfolge bringen, mehr Chancen. Wissenschaftler müssen den Menschen erklären können, was sie da überhaupt tun.
Also wie wäre es mit weniger Gesetzen, aber mehr Rechenschaft der Forscher? Galileo und Darwin haben unseren Blick auf die Welt verändert, indem sie nicht aufhörten, die Zeitgenossen von ihrer Sicht zu überzeugen.