DOPING
Trotz Mängel beim Anti-Doping-Kampf werden staatliche Zuschüsse an den Bund Deutscher Radfahrer nicht gekürzt
Am Ende hatte Rudolf Scharping das Schlimmste noch einmal abgewendet. Eine Kürzung der Bundeszuschüsse von immerhin 50 Prozent drohte dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR). Ein entsprechender Vorschlag der Grünen wurde in der Sitzung des Sportausschusses am 12. November diskutiert. Nachdem bei den vom BDR organisierten Deutschen Meisterschaften beim Mountainbike-Marathon keine Dopingkontrollen stattgefunden hätten, sei das Ende einer langen Kette von Verfehlungen erreicht gewesen, so Grünen-Sportpolitiker Winfried Herrmann. Doch die Gegenargumente des Radfahr-Chefs schienen seinen Ausschusskollegen schlüssiger: geschlossen lehnten sie den Grünen-Vorschlag ab.
Scharping hatte auf die umfangreichen Bemühungen seines Verbandes im Anti-Doping-Kampf verwiesen. So habe man die Kontrollen in den letzten drei Jahren verdreifacht. Laut eines Gutachtens der Deutschen Sporthochschule in Köln haben die Radfahrer gemeinsam mit den Fußballern und den Leichtathleten die größte Kontrolldichte. Die fehlenden Dopingkontrollen bei den Meisterschaften begründete Scharping mit fehlendem Geld. Dem BDR entgingen durch den Rückzug von Sponsoren wegen der Doping-Skandale etwa 500.000 Euro.
Für Göttrik Wewer, den Geschäftsführer der Nationalen Antidoping-Agentur (Nada), sind die nicht erfolgten Dopingproben ein "geringfügiger" Verstoß gegen die Bestimmungen. Er attestierte dem BDR, in den letzen Jahren "erkennbare Anstrengungen" beim Kampf gegen Doping unternommen zu haben. Dennoch gebe es "Luft nach oben".
Das Ansinnen der Grünen sei "populistisch" kritisierte Klaus Riegert (CDU/CSU). In einem Gutachten des Innenministeriums zur Doping-Problematik sei keine Sperrung von Mitteln gefordert worden. Als "selbstverschuldet" bezeichnete Dagmar Freitag (SPD) die derzeitige Situation des Radsports. An die Einmischung der Politik in die Vergabe von Steuermitteln werde sich der Sport gewöhnen müssen, so Freitag. Gegen das vorschnelle Ausrufen eines "Skandals" sprach sich Detlef Parr (FDP) aus. Die Politik dürfe nicht gegen die Sportfachverbände arbeiten. Katrin Kunert (Die Linke) forderte, beim Anti-Doping-Kampf nicht nur den Spitzen-, sondern auch den Amateur- und Breitensport im Blick zu behalten.