"Hallo@alle. Herzlich willkommen im mitmischen-Chat. Unser Thema heute: Computerspiele. Die Abgeordneten Dorothee Bär (CDU/CSU), Christoph Pries (SPD) und Hans-Joachim Otto (FDP) freuen sich auf eure Fragen. Legt los..." Der Moderator von mitmischen.de, dem Jugendportal des Deutschen Bundestages, gibt den Startschuss für den Chat zwischen Jugendlichen und Abgeordneten. Das Interesse ist gleich zu Beginn der einstündigen Diskussion am 11. November groß. Hans-Joachim Otto und Christoph Pries sitzen sich im Internet-Café an ihren Rechnern gegenüber. Sie diktieren ihren Mitarbeitern an der Tastatur Antworten oder Anmerkungen. Dorothee Bär chattet von ihrem Büro aus mit. Normalerweise ist jede Fraktion vertreten, doch die Abgeordneten der Grünen und der Linken mussten diesmal absagen.
Die Indizierung von Computerspielen, Gewalt, Sucht oder Medienkompetenz sind nur einige der Themen, um die es den Chattern geht. "Die Jugendlichen verlieren hier ihre Scheu vor Politikern. Wenn die vor ihnen stehen, kriegen sie vielleicht keinen Ton raus. Aber das Internet ist ihr Medium. Und die Kommunikation ist hier direkt, ungefiltert", erklärt Nathalie Hillmanns-Weis, Referentin der Internet-Redaktion. Für die Arbeit der Ausschüsse interessiert sich der User "PeterPeters". Otto und Pries stimmen sich kurz ab, damit sich ihre Antworten nicht überschneiden. Ansonsten bleibt nicht viel Zeit für ein Gespräch zwischen den Abgeordneten. Sie sind mit ihren Antworten beschäftigt. Die Zahl der Chatter steigt weiter an, rechts auf der Internetseite sind alle aufgeführt, die sich eingeloggt haben. Über 140 sind es nach 30 Minuten. "Da kann während des Chats gar nicht jede Frage beantwortet werden", weiß Hillmanns-Weis. "Manchmal macht sich dann Unmut breit." Sie verfolgt den Chatverlauf über einen Beamer an der Wand des Internet-Cafés im Jakob-Kaiser-Haus. Schnell wird klar, was sie meint. Der Chatter "mbeat" schreibt: "Ich stelle jetzt zum 3ten Mal die Frage, was ein 18-jähriger mit dem Jugendschutz zu tun hat, ist man mit 18 nicht volljährig oder ist das seit Neuestem nicht mehr so?"
Schon in den Tagen vor dem "Computerspiele"-Chat gab es im Forum eine positive Resonanz. "Dass Abgeordnete mit ihnen über dieses Thema sprechen wollen, finden die Jugendlichen gut", sagt Hillmanns-Weis. Gleicher Meinung sind sie deshalb noch lange nicht. Die Jugendlichen bleiben kritisch und schreiben auch, wenn sie denken, Politiker hätten von ihrer Lebenswirklichkeit keine Ahnung. "Valeee" möchte zum Beispiel vom FDP-Abgeordneten Otto wissen, ob er überhaupt selber Computerspiele spielt. "Ich spiele zwar selten, aber wenn, dann hauptsächlich Sportspiele. Zu Hause mit meinen Kindern spiele ich vor allem mit der Wii", einer interaktiven Spiel-Konsole, antwortet Otto. "Also ein 'Gelegenheitsspieler'", stellt "Valee" fest. "Mich würde interessieren, ob die Zensur immer noch so heftig wäre, wenn Politiker selber viel am Computer spielen würden. Dann würden sie auch sicher ganz anders darüber denken". Dem stimmt Otto zu: "Wenn man sich mehr mit einem Thema beschäftigt, wächst auch das Verständnis."
Die Redaktion von mitmischen.de stellt zum monatlichen Chatthema Dossiers mit vielen Informationen zusammen. "So können sich die Jugendlichen auch vorbereiten, wenn sie wollen." Dass einige das nutzen, bemerke man, sagt Hillmanns-Weis. "Einige stellen sehr differenzierte Fragen. Bei anderen merkt man, dass sie noch sehr jung sind." Nach 50 Minuten wird die Zahl der Chatter kleiner. Nicht alle Fragen konnten in einer Stunde beantwortet werden. User "mbeat" hat auf seine Frage keine Anwort bekommen. Aber: "Wer möchte, kann uns auch nach dem Chat eine E-Mail schicken und bekommt dann auch Antwort", erklärt Hillmann-Weis. "Manchmal kommt nach einem Chat auch die Frage, wie man Mitglied der einen oder der anderen Partei werden kann. Das freut die Abgeordneten dann natürlich besonders."