Für Bundeswehr-Rekruten sind regelmäßige mütterliche Fress- pakete geradezu überlebensnotwendig. Das, was in Kasernen und auf Manövern aufgetischt wird, hält zwar die wichtigsten Körperfunktionen am Laufen, tötet aber die Geschmacksnerven. Soldaten, die einmal den als Cevapcici deklarierten Brei aus der legendären "Einmannpackung", kurz Epa genannt, überstanden haben, wissen: Fürs Kulinarische sorgt man bei der Truppe lieber in Eigenregie.
Der Wunschzettel an Mutti daheim könnte in Zukunft noch länger werden. Soldaten einer Spezialeinheit in Nordafghanistan sind mittlerweile dazu übergegangen, auch ihre Ausrüstung selbst zu besorgen: Die Tarnanzüge erstanden sie in einem Outdoor-Shop - und die Fernrohre bei Tchibo. Weil die dringend benötigten Geräte zwar zur Standardausrüstung der Bundeswehr gehören, im Camp aber Mangelware sind, erstanden die Soldaten ihre Spektive kurzerhand beim Kaffeeröster. Für knapp 90 Euro, mit höhenverstellbarem Dreibeinstativ und fünf Jahren Garantie.
Als bekannt wurde, dass Tchibo ganz unbemerkt zum inoffiziellen Bundeswehrausstatter avanciert ist, reagierte die Firma clever. Man habe noch viel mehr als Spektive oder löslichen Kaffee im Angebot, was bei Auslandseinsätzen hilfreich sein könnte, teilte sie mit: Mückenschutzzelte etwa, Klappbestecke oder Sturmfeuerzeuge. Und weil den Hamburgern das Wohl der Jungs am Herzen liegt, gab es gleich eine ganze Rabattwoche für Soldaten: Wer seinen Dienstausweis vorlegte, zahlte zehn Prozent weniger. Die Reaktion der Bundeswehr war dagegen militärisch-verkniffen: Die Privatausrüstung sei lediglich dem "Drang zum Individualismus" einiger Truppenangehöriger geschuldet, ließ ein Sprecher verlauten, die Ausstattung der Soldaten sei vollkommen in Ordnung. Dabei könnte das Heer sich die Outdoor-Kompetenzen von Tchibo durchaus zunutze machen. Zum Beispiel beim Kongo-Einsatz: Um künftig monatelange Querelen um Truppenstärke, Einsatzort oder Kosten einer solchen Mission zu vermeiden, könnte man Tchibo nicht nur mit der Getränkelieferung und der Ausstattung betrauen, sondern auch in Sachen Logistik helfen lassen. Immerhin organisiert die Firma auch Reisen, gern auch in entlegenere Regionen der Welt. Davon könnte die Bundeswehr profitieren - mit dem TCM-Logo statt des Eisernen Kreuzes auf den Einsatzfahrzeugen versteht sich.