Nach acht Jahren rot-roter Landesregierung wird Mecklenburg-Vorpommern seit dem 7. November wieder von einer großen Koalition regiert. Das Parlament wählte Harald Ringstorff (SPD) erneut zum Ministerpräsidenten. Zum dritten Mal seit 1998 trat Ringstorff das Amt an.
Bis zuletzt war die Wahl eine Zitterpartie. Die sechs Abgeordneten der Fraktion der NPD, die am 17. September erstmals in das Landesparlament eingezogen war, hatten nach dem Dresdener Beispiel aus dem Jahr 2004 einen eigenen Ministerpräsidentenkandidaten gestellt. Nicht, dass dem Rechtsaußen Udo Pastörs eine Chance auf ein auch nur respektables Ergebnis ausgerechnet wurde. Darum ging es den Extremisten auch nicht, sondern um die Provokation. Als dann jedoch Pastörs nicht mehr als jene sechs Stimmen seiner Fraktion erhielt, war das Aufatmen im Parlamentssaal deutlich zu spüren. In Dresden hatte an jenem 10. November 2004 Georg Milbradt trotz seines Wahlsieges eine bittere Niederlage einstecken müssen, denn sein Gegenkandidat von der NPD erhielt damals zwei Stimmen aus dem Regierungslager.
Nicht so Harald Ringstorff zwei Jahre später. Der 67-Jährige hatte sich nach dem für SPD und PDS knappen Ergebnis bei der Landtagswahl am 17. September von nur einer Stimme Mehrheit im Parlament für den Wechsel des Koalitionspartners entschieden. Ringstorff betonte nach seiner Wiederwahl, dass die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit auch für die neue Regierung zu den wichtigsten Aufgaben gehöre. Als eine der größten Herausforderungen der neuen Koalition bezeichnete Ringstorff den Weltwirtschaftsgipfel der führenden Industriestaaten 2007 in Heiligendamm. "Es geht nur mit Bundeshilfe", sagte Ringstorff in Richtung Große Koalition im Bund.
Über die Zusammenarbeit mit dem neuen Koalitionspartner CDU äußerte sich der SPD-Politiker zuversichtlich. "Wir werden nicht an die Zeit der ersten großen Koalition von 1994 bis 1998 anknüpfen, sondern vertrauensvoll zusammenarbeiten", kündigte er an. Damals war Ringstorff unter Ministerpräsident Berndt Seite (CDU) wegen Unstimmigkeiten in der Vulkan-Werftkrise als Wirtschaftsminister zurückgetreten. Rot-Rot galt danach lange Zeit als "Prima-Klima-Koalition". Aber nicht nur atmosphärisch sondern auch inhaltlich will Ringstorff mit der CDU "an die Entwicklung der letzten Jahre anknüpfen, die in vielen Bereichen positiv war". Beim näheren Hinsehen klappt es mit dem "Weiter so" - mit dem die SPD unter dem Slogan "Den Erfolg fortsetzen" auch im Wahlkampf warb - dann doch nicht.
Sieben Punkte nannte Ringstorff bei der Vorstellung des Koalitionsvertrages von Rot-Schwarz am Tag vor der Wahl im Landtag: Der maßgeblich mit PDS-Handschrift entwickelte öffentliche Beschäftigungssektor wird längst nicht mehr so hochrangig gehandelt, wie bei Rot-Rot. Auch alle Leistungsgesetze, wie etwa das Landesblindengeld, sollen auf den Prüfstand. Die CDU hat ihr Wahlversprechen der schrittweisen Einführung der Kostenfreiheit für Kindergärten, zunächst für sozial schwache Eltern, im neuen Koalitionsvertrag verankern können. Wichtiger Punkt für die CDU: Künftig sollen alle EU-Richtlinien zum Naturschutz, wie etwa die Ausweisung von Vogelschutz-Gebieten, nur noch im unumgänglich notwendigen Umfang umgesetzt werden. Dafür schluckte die CDU das wichtigste SPD/PDS-Reformvorhaben der vergangenen Legislatur: Die Verwaltungs- und die Kreisgebietsreform. Diese zurückzudrehen, war ihr wichtigstes Wahlversprechen.