Wer die Debatten um die grüne Gentechnik in den letzten Monaten verfolgt hat, der weiß: Gentechnik polarisiert.
Das wird nirgends deutlicher als in dem Eckpunktepapier zur Gentechnik, das das Kabinett Ende Februar verabschiedet hat.
In dem Papier wird vorsichtig zwischen den Befindlichkeiten von Gentechnikbefürwortern und Gegnern balanciert, um es ja allen recht zu machen. Wichtige Fragen wie der Sicherheitsabstand zwischen Feldern mit gentechnisch veränderten und solchen mit herkömmlichen Pflanzen oder die Frage nach der Haftung werden nicht hinreichend klar beantwortet - das werde man noch diskutieren müssen, heißt es.
Man kann aber keinen Mittelweg finden bei einem Thema, bei dem sich Gegner und Befürworter unversöhnlich gegenüber stehen. Schon dieses erste Papier aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium wird von Gentechnikgegnern als ein Kniefall Seehofers vor der Agrarlobby gewertet.
Wer Akzeptanz für grüne Gentechnik schaffen will, weil er der Meinung ist, sie berge ungeahnte Möglichkeiten und sei eine Zukunftstechnologie, der muss mit offenen Karten spielen. Dabei müssen Pflanzenzucht- und Biotechnologieunternehmen vor allem akzeptieren, dass die breite Mehrheit der Verbraucher und der Bauern derzeit keine Gentechnik will. Das kann man nur ändern, wenn man deren Ängste und Vorbehalte ernst nimmt.
Das passiert allerdings nicht, indem man um jeden Meter Sicherheitsabstand feilscht und sich um die Haftung drückt, wenn durch die Aussaat gentechnisch veränderter Pflanzen andere Pflanzen verunreinigt werden. So überzeugt man niemanden - und Vertrauen schafft ein derartiges Verhalten schon gar nicht.