Wahrscheinlich bis zu fünf Prozent der weltweiten Energiereserven liegen in Zentralasien. Das hat endlich auch Europa erkannt und träumt von einer neuen Tankstelle mit Öl und Gas aus der Steppe. Die geplante Nabucco-Pipeline soll Gas über Aserbaidschan, die Türkei, Rumänien bis nach Österreich liefern. Vorbei am neuen Russland, das mit Energiepolitik wieder zur Weltmacht aufsteigen will. Europa will von den Mächtigen in Moskau unabhängiger werden. Die Idee ist richtig. Nur: In Brüssel sucht man noch nach einer gemeinsamen energiepolitischen Strategie, während Russland schon lange Verträge abschließt: Der russische Monopolist Gasprom sichert sich in Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan Exportrechte sowie Transitkapazitäten. Dem Konzern geht es ums Geschäft, er stellt keine Fragen nach Menschenrechten und Umweltstandards. Das macht Gasprom in der Region als Handelspartner beliebt. Genauso wie China, das gerade eine Ölpipeline nach Kasachstan eröffnet hat. Das durstige Riesenreich drängt mit Macht nach Zentralasien. Doch das ist nicht alles. Russland hat der Türkei ein verführerisches Angebot gemacht: Billiges Gas, wenn das Land darauf verzichtet, Gas aus Zentralasien nach Europa zu leiten. Das Nabucco-Projekt steht auf der Kippe, die Finanzierung ist immer noch nicht gesichert, Baubeginn weiter offen, Eröffnung vielleicht nach 2012. Öl und Gas aus Zentralasien werden bis dahin weiter nach Europa fließen - durch russische Pipelines. Europa ist zu spät aufgewacht.