Sie entstand 1947, 1967 hörte sie auf zu existieren, ohne je aus der deutschen Literatur zu verschwinden: die legendenumwobene "Gruppe 47". 1 Für die einen war sie der Versammlungsort der neuen deutschen, der Nachkriegsliteratur schlechthin, für andere galt sie neben dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" als einzige nennenswerte Opposition gegen die "Restaurationsrepublik" Konrad Adenauers. Rechten war sie zu links, Linken zu rechts, und Kritiker aus beiden Lagern, die nie an ihren Treffen teilnahmen oder von ihr durch Nichtwiedereinladung ausgeschlossen wurden, beschimpften sie als mafiosen Medienfilz, der Meinungsterror ausübe. Freund- und Feindbilder, die ihr bis heute anhängen, belegen: Die Gruppe 47 hat eine deutliche Spur in der deutschen Literatur hinterlassen.
Noch am letzten Tag der alten Bundesrepublik, am 2. Oktober 1990, hieß es unter einem groß aufgemachten Bild in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ), das die Gruppe 47 bei einer Tagung Anfang der 1960er Jahre in Berlin zeigte: "Bis zuletzt und ungeachtet aller Veränderungen wurzelte die Identität des Landes in den Texten des Jahres 1960." Also in Gedichten Hans Magnus Enzensbergers und in Martin Walsers "Halbzeit", in Uwe Johnsons "Mutmaßungen über Jakob" und in Günter Grass' "Blechtrommel", in Heinrich Bölls "Billard um halb zehn" - in jenen Texten, die Ende der 1950er Jahre dem neuen kritischen Bewusstsein in der Bundesrepublik Ausdruck verliehen. Es waren übrigens jene Texte, deren Autoren der damalige FAZ-Chefkritiker Friedrich Sieburg Ende 1962, als ich die erste Nummer der Zeitschrift "Text + Kritik" (über Günter Grass) vorbereitete, in einem Brief an mich so charakterisierte: "Das ist (ihr Talent in Ehren) eine trübe Gesellschaft, dem deutschen Waschküchendunst entstiegen und gegen alles gerade Gewachsene feindselig gestimmt. Eine rechte Proletariergesellschaft, der ich indes die größten Zukunftsaussichten abzusprechen viel zu feige bin."
Die kulturgeschichtlichen und gesellschaftlichen Gründe für die nachhaltige Wirkung der Gruppe 47 hat Hermann Kinder 1989 formuliert, als er auf den Vorwurf antwortete, die Literatur der 1980er Jahre sei gemessen an der Literatur der 1950er und 1960er Jahre zusammenhanglos und disparat: "Die Bedeutung der Literatur der Gruppe 47 hat Bedingungen der Homogenität gehabt, die historisch nicht wiederholbar sind: die feste Einbindung der Literatur in den Meinungsbildungsprozess und einen oppositionellen Konsens, der sich aus der Ablehnung obsoleter Mentalitäten, insbesondere der mangelnden Überwindung des faschistischen Erbes ergab." 2
Unter jüngeren Autoren reichte der Meinungsstreit über die Gruppe 47 von begeisterter Zustimmung bis zu vehementer Ablehnung, wie sie zum Beispiel Maxim Biller geäußert hat: "Die Gruppe 47 war ein Kleinbürger-Stammtisch, eine Art entnazifizierte Reichsschrifttumskammer, eine Vereinigung ehemaliger Nazi-Soldaten und HJler, von denen kein einziger Kraft gehabt hatte, zuzugeben, daß er für Hitler getötet und oder zumindest gehaßt hat. Diese Söhne waren genauso verlogen, apodiktisch und kleinbürgerlich-ängstlich wie ihre Väter, und sie sprachen über Literatur wie jene über das Wirtschaftswunder: stolz, ironielos und ohne Selbstzweifel." 3 Billers Urteil ist genährt vom Wissen späterer Zeit. Denn natürlich hatten die Schriftsteller, die sich 1947 zusammenfanden, eine Vergangenheit im "Dritten Reich", sie hatten sogar (meist belanglose) Texte geschrieben und waren unter Hitlers Befehl in den Krieg gezogen - aber haben sie sich von dieser Vergangenheit davongestohlen? Erst viel später, als die Gruppe 47 längst Geschichte war, fielen Schatten auf die Biographien einiger Mitglieder: So hatte Günter Eich ein Hörspiel im nazistischen Zeitgeist geschrieben; Alfred Andersch hatte sich bei der Reichsschrifttumskammer angebiedert, indem er ihr die Trennung von seiner jüdischen Frau mitteilte. Und dass Günter Grass bis 2006 verschwieg, Mitglied der Waffen-SS gewesen zu sein, hat ihm gewiss die Nicht-Aufnahme in die Gruppe oder einen späteren Rausschmiss erspart - denn da war Richter eindeutig.
Erst spät geriet in den Blick, dass sich die Autoren der Gruppe zwar viel mit Krieg und Nachkrieg beschäftigt hatten, dass aber in den 1950er Jahren die Vernichtung der europäischen Juden kein Thema für sie war, dass sich die Kriegsteilnehmer kaum selbstkritisch mit ihrer Rolle in Krieg und "Drittem Reich" auseinander setzten und dass die Gruppe mit den aus dem Exil heimgekehrten Schriftstellern Probleme hatte.
Doch all diese Vorwürfe treffen in dieser Radikalität nicht ins Zentrum des Phänomens. Die Gruppe 47 war vor allem ein Kind der Nachkriegszeit: noch belastet mit anderen Fragen als diesen, auf die es damals schon deshalb noch keine Antworten gab, weil nicht einmal die Fragen dafür gefunden, geschweige denn formuliert waren. Auch die Schriftsteller, die sich anfangs in der Gruppe 47 versammelten, waren versehrt von einer Gesellschaft, die schuldig geworden war; sie wollten bewusst zu ihr gehören und sich ihrer Verantwortung nicht entziehen. Sie waren aber auch beseelt vom Wunsch, die Zukunft zu gestalten - weshalb das Schlagwort vom "Nullpunkt" nicht so sehr eine Beschreibung der Lage als ein Wunsch gewesen ist, für viele verbunden mit der Verpflichtung, zu einer Zukunft beizutragen, in der sich diese Gesellschaft ihrer historischen Schuld zu stellen hätte.
Angefangen hatte die Gruppe 47 mit einer Niederlage. Nachdem Alfred Andersch und Hans Werner Richter wegen allzu großer publizistischer Unabhängigkeit als Herausgeber der damals wirkungsvollsten politisch-literarischen Zeitschrift "Der Ruf" von der amerikanischen Besatzungsmacht 1947 entlassen worden waren, wollte Richter die jungen Autoren und Publizisten, die für den "Ruf" geschrieben hatten, zusammenhalten. Er entwickelte eine neue Zeitschrift - "Der Skorpion" -, an der sie alle mitwirken sollten: Alfred Andersch und Wolfdietrich Schnurre, Walter Kolbenhoff und Wolfgang Bächler, auch Günter Eich.
Um dieses Heft vorzubereiten, die Manuskripte einander vorzulesen und zu kritisieren, lud Richter 16 ehemalige "Ruf"-Mitarbeiter an den Bannwaldsee im Allgäu ins Haus der Lyrikerin Ilse Schneider-Lengyel ein. Dort fand am 6. und 7. September 1947 eine Redaktionssitzung statt, die als erste Sitzung der Gruppe 47 gilt: "So hocken wir im Kreis herum auf dem Fußboden (...), manche mehr liegend als sitzend, hören zu, angestrengt, konzentriert, und nur selten geben wir unserer Zustimmung oder unserem Mißfallen durch Kopfnicken, Lachen oder irgendwelche Gesten Ausdruck. Es gibt keine Zwischenrufe, keine Zwischenbemerkungen. Neben mir auf dem Stuhl nimmt der jeweils Vorlesende Platz. Es ist selbstverständlich, hat sich so ergeben. Nach der ersten Lesung - es ist Wolfdietrich Schnurre - sage ich: Ja, bitte zur Kritik. Was habt ihr dazu zu sagen? Und nun beginnt etwas, was keiner in dieser Form erwartet hatte: der Ton der kritischen Äußerungen ist rauh, die Sätze kurz, knapp, unmißverständlich. Niemand nimmt ein Blatt vor den Mund. Jedes vorgelesene Wort wird gewogen, ob es noch verwendbar ist, oder vielleicht veraltet, verbraucht in den Jahren der Diktatur, der Zeit der großen Sprachabnutzung." 4
Zwei Wochen nach dem Treffen, am 23. September 1947, schrieb Richter an Heinz Friedrich: "Aus der Tagung in Bannwaldsee hat sich nun folgendes ergeben: wir haben uns sozusagen als literarische Gruppe konsolidiert und sind auf den schlichten Namen Gruppe 47 gekommen." 5 Aus dem Herausgeber des "Skorpion", der nie erschienen ist, wurde wie selbstverständlich der Chef der Gruppe 47, die Richter bis zum Schluss wie seine ganz und gar eigene Sache behandelt hat: "Es ist eigentlich mein Freundeskreis. (...) Ich lade alle Leute ein, die mir passen, die mit mir befreundet sind. Und wir lesen uns gegenseitig vor und amüsieren uns (...), und dann gehen wir alle wieder auseinander (...)." 6 Lange hat die Gruppe 47 von dem Gefühl gezehrt, einer Schicksalsgemeinschaft anzugehören und gemeinsam eine Zukunft mitzugestalten, die noch, oder wieder, offen war. Und so machte die Gruppe, die Thomas Mann einmal "literarische Rasselbande" genannt hatte, ihren Weg. Sie wurde erfolgreicher, als sich das Richter je gedacht haben mag.
Eine Voraussetzung für diesen Erfolg wurde bei der zweiten Tagung in Herrlingen geschaffen: Dort durfte Alfred Andersch seinen Essay "Deutsche Literatur in der Entscheidung" auf Richters Anweisung ausdrücklich nur "außerhalb" der Tagung vortragen; denn Andersch setzte sich grundsätzlich mit der Situation der deutschen und europäischen Literatur auseinander und zog prinzipielle Folgerungen. Richter aber duldete keine Grundsatzdiskussionen, weder über ästhetische noch über politische Fragen, denn er befürchtete, solche Debatten würden die Gruppe auseinanderreißen. Nur die vorgelesenen Texte sollten kritisiert werden. Das Schreibhandwerk, nicht Anlass oder Ziel des Schreibens, stand zur Diskussion. Auf der dritten Tagung der Gruppe in Jugenheim an der Bergstraße trat Richter selbst als Vorlesender auf - und fiel durch. Auch ein zweiter Versuch auf einer späteren Tagung misslang: Als Chef der Gruppe 47 gleichsam unanfechtbar, war Richter als Schriftsteller nur einer unter den anderen. Künftig las er nicht mehr.
1950 tagte die Gruppe 47 im ehemaligen Kloster des schwäbischen Örtchens Inzigkofen. Erstmals las Walter Jens, der Richter um eine Einladung gebeten hatte, und einmalig auch Rudolf Krämer-Badoni, der durchfiel und danach zu einem der schärfsten Kritiker der Gruppe wurde. Gelesen hat auch Hermann Kesten, einer der wenigen Emigranten, die eingeladen wurden, und er las ohne Resonanz. Ähnlich erging es Albert Vigoleis Thelen, als er 1953 auf Schloss Bebenhausen (bei Tübingen) aus seinem 1000-seitigen Manuskript "Die Insel des zweiten Gesichts" las - seine Prosa wurde als umständlich und skurril empfunden, so gar nicht dem nahe, was in der Gruppe als realistisch oder modern galt. Die Gruppe 47 tat sich schwer mit den älteren Autoren, die aus dem Exil zurückkamen: Sie waren berühmt oder hatten doch schon erhebliche literarische Strecken zurückgelegt. Richter wollte ihnen das Ritual einer stumm hinzunehmenden Kritik nicht zumuten. Vor allem aber passten sie wohl nicht in seinen "Freundeskreis", weil sie älter waren und meist eine Geschichte mit sich trugen, mit der sich Richters Gruppe nicht auseinandersetzen mochte.
Zum ersten Mal wurde 1950 der Preis der Gruppe 47 vergeben, der begehrteste Literaturpreis der Bundesrepublik. Ausgezeichnet wurden vorgelesene, unveröffentlichte Texte und bis zum Ende der Gruppe Schriftsteller, die zum Zeitpunkt der Preisvergabe noch wenig bekannt waren: 1950 Günter Eich, 1951 Heinrich Böll, 1952 Ilse Aichinger, 1953 Ingeborg Bachmann, 1955 Martin Walser. Auch Günter Grass war, als er 1958 den Preis erhielt, ein noch unbekannter Autor. Nach 1955 ließ Richter den Preis der Gruppe 47 nur unregelmäßig vergeben: ein genialer Schachzug, der die Spannung in der Gruppe, aber auch in der Öffentlichkeit steuerte. Erst am Schluss der Tagungen gab Richter bekannt, ob der Preis verliehen werde.
Erstmals war in Inzigkofen auch Barbara König dabei: "Was für ein Ritual. Da stehen vorne im Saal zwei Sessel mit einem Tischchen dazwischen, auf dem linken sitzt totenbleich der Autor, auf dem rechten sitzt Richter - wie ihm der Name paßt - ungerührt, kalt. Er sagt: Fangen wir an!, klatscht in die Hände und wirft einen Dompteurblick über die Reihen, der auch den letzten Schwätzer zum Schweigen bringt. Die Meute duckt sich, der Dichter liest. Wie er das fertig bringt, weiß ich nicht. Aber wenn er fertig ist, sieht er zu Richter hin, der nickt und läßt die Bestien los. Das heißt, er ruft die Kritiker auf. Der Dichter ist froh, daß er nichts sagen darf, denn dazu ist er ohnehin zu erschöpft. Er hört sich an, was man von seinen Adjektiven und abgehackten Sätzen hält und von seinen Fähigkeiten ganz allgemein, und wenn er schließlich aufsteht und zu seinem Platz zurückgeht, dann ist er unnatürlich still, wenn möglich noch bleicher als zuvor. Und das Manuskript, das er beim Hingehen in Herzhöhe gehalten hat, trägt er jetzt in der herabhängenden Hand. Und wenn ich nur nahe genug säße, das beschwöre ich, dann sähe ich es zittern. Nein, das war ungerecht, es gibt Ausnahmen. Als Günter Eich las, war plötzlich alles still, keine Hand hob sich, er hatte sozusagen den Raum mit seinen Gedichten gefüllt, die ließen nichts anderes zu. Erst nach einer langen Weile rührte es sich wieder, Räuspern, Stimmen, die eigentlich nur sagen wollten, daß nichts weiter zu sagen sei. Das also gibt es auch." 7
Aber es war nicht der Brauch. Nach der ersten Lesung Ilse Aichingers 1952 in Niendorf klatschte die Gruppe sogar Beifall - was von Richter unterbunden wurde. Was die Gruppe anfangs ausmachte, war die handwerkliche Kritik der gelesenen Texte. Sie wurde unmittelbar formuliert: spontan, zutreffend oder auch fehlerhaft, ganz dem Vernommenen folgend. Dieses Verfahren wurde oft kritisiert, am schärfsten wohl von Karlheinz Deschner: "Die Fragwürdigkeit der auf den Konferenzen geübten Kritik (lag) auf der Hand, denn was spielte da nicht alles schon an puren Äußerlichkeiten eine Rolle: das Auftreten, die Auswahl, die Rezitation, die Lesung eines mittelmäßigen Stücks nach einer Serie von schlechten, oder aber nach einem guten. Gravierende Hörfehler konnten große Mißverständnisse bewirken, denn man kritisierte allein aufgrund des Gehörten, und einen voluminösen Roman nach zwanzig Minuten ebenso in Bausch und Bogen wie eine Kurzgeschichte." 8
Der oder die Vorlesende(n) durften sich zur Kritik nicht äußern, allenfalls offensichtliche Hörfehler korrigieren - ein brutales Ritual, für Richter eine Art Initiationsritus: denn wer diese Form der Kritik nicht ertrug, hatte die Probe nicht bestanden und wurde nicht wieder eingeladen. Kritik in der Gruppe 47 - das war nicht das ex cathedra verkündete Urteil eines Kritikers, sondern ein Ensemble kritischer Meinungen, die häufig gegeneinander standen und einander korrigierten, die Kritik eines Kollektivs: "Die Quersumme ergibt merkwürdigerweise eine ganz gerechte Beurteilung. Die Kritiker sind sich keineswegs einig, es ist Pro und Contra und Hin und Her. Und trotzdem steht eigentlich zum Schluß für jedermann fest, wie dieses Manuskript beurteilt worden ist. - Auch der Kritiker sitzt auf einem elektrischen Stuhl. Urteilt er falsch, ungerecht, leichtsinnig, fällt auch er auf dem Stuhl durch." 9
Richters Vorstellung, wonach der eben noch heftig kritisierte Autor, wieder im Plenum, es dem Kritiker, der ihn malträtiert hat, heimzahlen könnte, blieb meist bloßer Wunsch. Denn nicht jeder Schriftsteller ist auch Sprechsteller, vor allem nicht nach einer Niederlage. Ohnehin beteiligten sich nur wenige Autoren regelmäßig an den Debatten, gegen Ende der 1950er Jahre immer weniger. Da bildete sich mit Walter Jens, Joachim Kaiser, Walter Höllerer, Hans Mayer und Marcel Reich-Ranicki eine kritische Profimannschaft heraus, gegen deren selbstsichere und allzu häufig selbstgewisse Eloquenz die meisten Schriftsteller kaum mehr Chancen hatten - Günter Grass, Hans Magnus Enzensberger und Martin Walser waren mit einigen Jüngeren die Ausnahmen.
1972 schätzte Walser die in der Gruppe in den frühen 1950er Jahren praktizierte Kritik so ein: "Da wurde auf eine seltsame Weise sehr simple Ästhetik angewendet, da haben hochgebildete Literaten, wenn sie in der Gruppe 47 als Kritiker auftraten, sich reduziert auf sehr richtige, aber auf sehr simple Bemerkungen. Zum Beispiel erinnere ich als besonders oft wiederholt, daß man einen Autor kritisiert hat, wenn er den Dialog im Roman begleitet hat mit er sagte' und wenn dazu noch geschrieben war: er sagte selbstgefällig', oder wenn er das er sagte' wegließ und einfach die direkte Rede gebraucht hat: Guten Morgen, und selbstgefällig schob er sich zur Tür herein' - wenn so ein Satz war, dann hat man stundenlang darüber geredet, ob das er sagte' dazugehörte und ob, wenn schon er sagte', man noch ein Adjektiv dazu verwenden darf oder nicht. (...) Da kam eben die Ilse Aichinger und hat eine großartige Geschichte vorgelesen, die so gar nicht in diesen Horizont hineinpaßte, und da merkte man an der Akklamation, daß die Wortführer, die die Literatur so in den Kahlschlag hineinpressen wollten, eben doch nicht die Majorität waren. Und wenn die Ingeborg Bachmann etwas vorgelesen hat, hat man gemerkt, es bleibt doch nicht bei dem, was da einmal zu programmatisch beabsichtigt worden war; es waren schon viel mehr Stilrichtungen vorhanden, nur haben die sich nicht so hervorgetraut." 10
Hervorgetraut hatten sie sich durchaus schon, bevor Walser, 1953 in Mainz, zum ersten Mal bei der Gruppe auftrat. Zwar hatte 1951 Heinrich Böll, bei seiner ersten Lesung, den Preis gewonnen - doch nicht mit einer realistischen, sondern mit einer satirischen Erzählung: "Die schwarzen Schafe". Schon im Frühjahr 1952 in Niendorf an der Ostsee bekam Ilse Aichinger den zum dritten Mal verliehenen Preis für ihre surrealistische "Spiegelgeschichte". Auch Ingeborg Bachmann las mit Erfolg.
Zur Sitzung im Frühjahr 1952 hatte Richter auf Empfehlung Ingeborg Bachmanns auch den unbekannten, in Paris lebenden Dichter Paul Celan eingeladen. Er trug fünf Gedichte vor. Auf seine Lesung reagierte die Gruppe ohne Verständnis - Böll sprach später von einem "peinlichen Mißverständnis"; Richter meinte lakonisch, "die rustikale Art, die in der Gruppe herrschte, hat dem Paul Celan wohl nicht sehr gefallen". 11 Offenbar kam das ungewöhnlich innige Pathos des Gedichtvortrags - das man der Bachmann durchaus zugestand, vermutlich, weil sie eine Frau war - nicht an und nahm den Blick für die außerordentliche Qualität der Gedichte. Hier zeigten sich die Grenzen, ja die Gefahren der spontanen Kritik. Gleichwohl markiert die Niendorfer Tagung eine ästhetische Wende in der Entwicklung der Gruppe 47. Diesen Eindruck bekräftigte ein Jahr darauf die Wahl Ingeborg Bachmanns zur vierten Preisträgerin.
In den 1950er Jahren wuchs eine neue Generation von Schriftstellern heran, die die alten realistischen Erzähler wie Heinz Ulrich, Franz Joseph Schneider, Bastian Müller oder Horst Mönnich verdrängten: nach Böll und Eich die Bachmann und Walser, Enzensberger und Grass, Hildesheimer, Lenz und Johnson, Peter Weiss. Mit ihnen kamen jüngere Kritiker: Joachim Kaiser und Walter Höllerer, die ihr kritisches Instrumentarium an den Texten dieser jüngeren Schriftsteller erprobten und ausbildeten.
1955 war mit Grass auch Helmut Heißenbüttel eingeladen worden und hatte erstmals aus seinen "Topographien" gelesen, sprachdemonstrative Texte. Über seine Erfahrungen erzählte Heißenbüttel 1981: "Ich war im April 1955 in Berlin zum ersten Mal eingeladen. Das fing damit an, daß ich durch Vermittlung von Wolfgang Weyrauch dorthin gekommen bin. Und ich hab' Weyrauch gefragt vorher, wie es da so zugeht und was ich da machen müßte und wie ich mich vorbereiten müßte, und hab' ihm dann auch gesagt, was ich vorlesen wollte. Das war die Gruppe Topographien' (...). Und das hat er sich angeguckt und dann gezögert und gesagt: Ich will nicht sagen, daß die Gruppe 47 reaktionär ist, aber sie sind an sowas nicht so recht gewöhnt, haben Sie nicht mal was Gereimtes?' Dann hab' ich ein älteres Gedicht mitgenommen, ein gereimtes, und habe das zuerst vorgelesen. Das war aber irgendwie nicht richtig, sondern die anderen, die das Befremden erregten, die machten Eindruck. Der erste Kritiker (...) sagte: Wenn das Gedichte sein sollen, dann weiß ich nicht mehr, was Lyrik ist; als unser Freund Günter Eich hier las, da hat das doch ganz anderes eingeschlagen.' Und dann sagte ein anderer: Halten Sie eigentlich Lyrik für eine Art Artillerie oder was?'" 12
Zwei Jahre später in Niederpöcking las Heißenbüttel einen poetisch-poetologischen Text: "Variationen über den Anfang eines Romans". Nach der Lesung die Diskussion, bei Heißenbüttel schon mit den üblichen pseudokritischen Klischees: alles Masche, bloß Fingerübungen. Aber diesmal blieb es nicht bei Anmerkungen. Heißenbüttel hatte offensichtlich eine latente Stimmung zur Entladung gebracht. Richter: "Nach dem Ende seiner Lesung beginnt einer mit der Frage an Heißenbüttel: Was bedeutet das alles?' Heißenbüttel schweigt, lächelt, und ich sage: Es ist hier nicht üblich, Fragen zu stellen.' Auch ich kann mit den Texten nichts anfangen, aber ich weiß, die Antwort Heißenbüttels wird nichts zur Klärung beitragen. Da geschieht etwas, was ich nicht erwartet habe, aber wohl hätte erwarten müssen. Ein Riß wird unter den Tagungsteilnehmern sichtbar, der sich während der ganzen Tagung nicht mehr schließen soll. Zum ersten Mal zeigen sich zwei Fraktionen, die sich in der Beurteilung zeitweise feindlich gegenüberstehen. Die Artisten, die Ästheten, die Formalisten auf der einen Seite und auf der anderen die Erzähler, die Realisten." 13
Das war im zehnten Jahr der Gruppe. Fast alle Autoren der zweiten Generation sind nun schon einige Jahre dabei. Die postrealistische Moderne, die fünf Jahre zuvor in Niendorf erstmals deutlich Stimme gewann, scheint integriert, ja scheint sogar die Bedeutung der realistischen Schreibweisen überholt und die Kriegs- und Nachkriegsstoffe erledigt zu haben. Doch dieser Schein trügt. Nach den Lesungen gerät die Kritik zum Streit: "Die Realisten drohten damit, die Tagung zu verlassen", wie Berichterstatter überliefern. Es droht, was Richter um jeden Preis vermeiden wollte: eine Grundsatzdebatte. Dank seines diplomatischen Unschärfetalents gelingt es ihm, sie zu verhindern; auch er könne mit den vorgetragenen surrealistischen Texten nichts anfangen, aber da es um sie so viel Streit gebe, müsse doch etwas dran sein.
Wie immer, wenn sie da ist, liest in Niederpöcking auch Ingeborg Bachmann, unter anderen das Gedicht "Liebe, dunkler Erdteil". Nach der Lesung kommt es zu Missverständnissen: Wie war der Titel? "Liebe, dunkler Erdteil" oder "Lieber dunkler Erdteil"? Von Exotismus wird gesprochen und von modischer Draperie, und man gerät wieder an grundsätzliche Fragen der Kritik: Nicht handwerkliche Kritik, sondern Bewertungen drängen sich vor.
Richter unterbricht: "Ich finde etwas erstaunlich und muß sagen, es gefällt mir nicht ganz. Ich merke hier bei einigen eine gewisse Verstimmung, weil die Kritik scharf ist." Woraufhin Joachim Kaiser sagt: "(M)an hat das Gefühl, wenn verschiedene Lager aufkommen, die sind sich gegenseitig fast böse und haben das Gefühl, wie ist's möglich, daß der andere das sagt. Das ist doch denkunmöglich. Wir sind aus dem Stadium des Experimentierens, wo jemand auch in Gottes Namen mal übers Ziel hinausgehen kann, raus, sondern er wird immer gleich auf diese Weltanschauung festgelegt und das hast du gesagt, wie war denn das möglich. Und das scheint mir, ist gefährlich, denn dadurch wird das, was gesagt wird, allmählich zum Zeitungsartikel. Man muß sich so vorsehen, als ob es gedruckt wäre. Und daran liegt es, das hängt mit der Verstimmung zusammen." 14
Während der Kritik zu Bachmanns Gedicht entwickelt sich eine Diskussion, in der ein Vorschein davon sichtbar wird, was Jahre später, nachdem die dritte Generation von Schriftstellern auf den Stühlen der Gruppe 47 Platz genommen hat, zu ihrem Ende beiträgt: An die Stelle handwerklicher Kritik und Manuskriptarbeit treten sich immer fester fügende gegensätzliche Vorstellungen von Literatur, die von den Meinungsführern als unanfechtbar ausgegeben werden. Die Tagungen werden zur Literaturbörse, und die Kritik gerät zum Vorlektorat für Verleger. Die Gruppe verändert sich grundsätzlich.
Was sich in Niederpöcking angekündigt hatte, wurde in Großholzleute institutionell - nicht als Ergebnis eines wohl durchdachten Plans, wie Kritiker anmerkten, sondern als natürliches Ergebnis der Entwicklung in einem wieder funktionierenden Literaturbetrieb, der hungrig auf verwertbare Literatur war. Günter Grass las das erste Kapitel der "Blechtrommel". Über Nacht stieg er auf zum literarischen Star, die Verleger rissen sich um ihn - und Richter rief erstmals seit 1955 wieder zur Wahl eines Preisträgers auf. Damals hatte sich Walser noch mit 1 000 DM Preisgeld begnügen müssen, dieses Mal stifteten elf deutsche Verlage 5 000 DM. Der Glanz des Preisträgers strahlte in die Öffentlichkeit und von dort auf die Gruppe zurück.
Fortan drängten Autoren und Kritiker, Verleger und Lektoren auf die Tagungen, von denen sie sich, jeder auf seine Weise, Gewinn versprachen. Richter, mit Hinweisen auf mögliche Gäste nun von allen Seiten versorgt, lud viele ein: Die Tagungen gerieten zu Großveranstaltungen. Immer mehr von den 47ern sagten ab, auch Böll: "Tagungen, an denen 150 Autoren, Kritiker, Verleger, Filmleute, Fernsehen und so weiter teilnehmen, bereiten mir eine solche Qual, daß ich nur sehr ungern dorthin gehe. (...) Ich fürchte, daß die Gruppe 47 nicht etwa in einer Krise ist, sondern sich zu wandeln beginnt. Sie hat eine wunderbare Funktion gehabt, sie hat Autoren zusammengeführt, sie hat Freundschaften gestiftet, einen bestimmten Stil der Kritik entwickelt. Aber sie ist ein bißchen in Gefahr, zur Institution zu werden." 15
Nicht jeder, der las, hatte eine "Blechtrommel" zu bieten: "Wenn ein Autor das Pech hatte, etwas zu lesen, was nicht ankam, dann stürzten sich die Verleger keineswegs auf ihn, sondern der war dann eigentlich geschädigt durch seine Teilnahme an dieser Tagung, während andere, die dann erfolgreich debütierten in der Gruppe - da spielten sich (...) die unschönsten Konkurrenzkämpfe der Verleger um diesen Autor ab. - Frager: Fanden da Hinrichtungen statt? - Andersch: Da fanden Hinrichtungen statt - oder Überschätzungen." 16 Es hat Autoren gegeben, die bereits die ersehnte Einladung Hans Werner Richters in der Tasche hatten und kurz davor absagten, weil sie dieses Risiko nicht eingehen wollten.
Die 1960er Jahre brachten der Gruppe 47 enorme Publizität und das Ende - beides hat miteinander zu tun. Nachdem die Herbsttagung 1960 in Aschaffenburg mit fast 200 Teilnehmern überlaufen war, wollte Richter seine Einladungen für die Tagungen in Göhrde, Berlin und Saulgau 1961 bis 1963 auf den engeren Kreis der alten Mitglieder konzentrieren. Doch auf Dauer konnte er dem Ansturm der jüngeren Autoren nicht standhalten. Eine neue Generation, die von den Universitäten kam, firm in Theorie und im Umgang mit den neuesten ästhetischen Verfahren, eine, die, wie Richter einmal geschrieben hat, "begabter war als die alte, und intoleranter", drängte in die Gruppe, weil sie damals in der Bundesrepublik das einzige Forum zur Beförderung einer schriftstellerischen Karriere war.
Die Öffnung der Gruppe 47 für diese Generation war unumgänglich, wenn sie weiter bestehen sollte - und doch war sie auch ein Grund für ihr Ende, wie Joachim Kaiser zutreffend anmerkte: "Die Gruppe bestand nun also aus erstens relativ erfolgreichen, zweitens relativ alten Leuten. Wo Richter nun tatsächlich ein älterer Herr war, jetzt war ihm die junge Literatur verhältnismäßig fern gerückt. Da kannte er sich, grob gesagt, nicht mehr so aus. Da kannten wir uns auch nicht mehr aus. Die stellten sich das halt damals anders vor, die jüngeren." 17
Auf das Unverständnis der Gruppe gegenüber neuen, die überkommene Poetik der bloßen Deskription zumindest in Frage stellenden literarischen Artikulationsformen zielte Peter Handke, als er auf der vorletzten Tagung, 1966 an der amerikanischen Universität Princeton, die literarische und kritische Praxis der Gruppe 47 attackierte: "Ich bemerke, daß in der gegenwärtigen deutschen Prosa eine Art Beschreibungsimpotenz vorherrscht. Man sucht sein Heil in einer bloßen Beschreibung, was von Natur aus schon das Billigste ist, womit man überhaupt Literatur machen kann. Wenn man nichts mehr weiß, dann kann man immerhin noch Einzelheiten beschreiben. (Gemurmel) (...) Das Übel dieser Prosa besteht darin, daß man sie ebenso gut aus einem Lexikon abschreiben könnte. (...) Und dieses System wird hier angewendet und (es) wird vorgegeben, Literatur zu machen. Was eine völlig läppische und idiotische Literatur ist. (Allgemeines Gelächter, vereinzelter Applaus) Und die Kritik ist damit einverstanden, weil eben ihr überkommenes Instrumentarium noch für diese Literatur ausreicht, gerade noch hinreicht. (Erneutes Gelächter) Weil die Kritik ebenso läppisch ist, wie diese läppische Literatur. (Vereinzeltes Gelächter, Unruhe)" 18 Damit war eine jener Grundsatzdebatten angezettelt, die Richter immer hatte vermeiden wollen. Auch diesmal wäre dieser Angriff vermutlich ins Leere gelaufen, hätte nicht Hans Mayer die Bewertungen Handkes vertieft - und damit Handkes Attacke auf die formalen wie auch inhaltlichen literarischen Prinzipien der Gruppe 47 "geadelt".
Etwa zur gleichen Zeit unternahm mit Hilfe älterer Autoren wie Robert Neumann und Hans Erich Nossack, die nie bei der Gruppe gewesen waren, die Zeitschrift "konkret" mit Klaus Rainer Röhl und Ulrike Meinhof einen "Feldzug von links". In einem Kommentar Meinhofs wurde ausgesprochen, worin die Unvereinbarkeit zwischen dem Selbstverständnis der Gruppe 47 und der neuen, sich als radikal links verstehenden Generation von Schriftstellern und Publizisten bestand: "Bei näherem Hinsehen war die Gruppe nie linker als die SPD, ihr Links-Image ist so wohlbegründet, wie es das Oppositions-Image der SPD vor der Großen Koalition war. (...) So besehen stellt sich die Gruppe als Sozialdemokratie in der Literatur und unter den deutschen Schriftstellern dar. (...) Wäre die Gruppe 47 links, würde sie spätestens jetzt ihre Organisationsform und Binnenstruktur diskutieren, die Linken würden den Rechten den Gruppensegen entziehen (...)." 19 Damit attackierte Meinhof nicht nur das Engagement einiger Gruppenmitglieder in Wahlkämpfen. Sie benannte ein Symptom: Tatsächlich war die Nachkriegszeit zu Ende, aus der heraus die Gruppe 47 entstanden war. Die Gruppe war politisch und literarisch an einen Zielpunkt gelangt: Ihr Literaturprogramm war erfolgreich geworden, und, ob sie es wollte oder nicht, sie war selbst in eine Repräsentationsrolle hineingewachsen, die von der jungen Generation angefochten wurde. Eine Verständigung war nicht mehr möglich.
Zu den literarischen Fraktionierungen, die schon 1957 in Niederpöcking und 1958 in Großholzleute sichtbar geworden waren, kamen nun die politischen. Schriftsteller wie Reinhard Lettau, Erich Fried und Hans Magnus Enzensberger wollten eine andere Gruppe; Martin Walser wollte sie ja schon Jahre zuvor sozialisieren. Und so fand 1967 in der Pulvermühle in Oberfranken die letzte echte Tagung der Gruppe 47 statt. Eine weitere war geplant, 1968 auf Schloss Dobris bei Prag. Sie wurde vom Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts verhindert. Nur noch zweimal trafen sich Mitglieder der Gruppe, um einander vorzulesen: 1977 lud Richter zum 30. Geburtstag der Gruppe nach Saulgau ein, und 1990, drei Jahre vor seinem Tod, haben Richter und ein paar treue Gruppen-Freunde die ausgefallene Tagung bei Prag nachgeholt: in einer nun freien tschechischen, damals noch tschechoslowakischen Republik.
So ungeplant, wie die Gruppe 47 entstanden war, löste sie sich auf: Es gab sie einfach deshalb nicht mehr, weil Richter keine Einladungskarten mehr verschickte. Dass ein Phänomen wie die Gruppe 47 dazu neigt, Legenden auszubilden, liegt auf der Hand. Auch Richter hat heftig dazu beigetragen: ein aufgeklärter absoluter Monarch, der in zwanzig Jahren 29-mal für ein paar Tage über nicht mehr und nicht weniger als einen Haufen feierfreudiger und trinkfester, eitler und eifernder, befreundeter und dann wohl auch verfeindeter Literaten regierte. Das Netzwerk der Freund- und Feindschaften, in dessen Zentrum Richter saß, besteht, freilich ausgedünnt, bis heute fort. Es prägte den Literaturbetrieb - und damit die Kultur der Bundesrepublik Deutschland.
1 Vgl. allg. zur
Gruppe 47: Heinz Ludwig Arnold, Die Gruppe 47. Dritte,
gründlich überarb. Auflage, München 2004 (=
Sonderband von Text + Kritik); ders., Die Gruppe 47, Reinbek
2004.
2 Hermann Kinder, Sätze zum Satz
vom Ende der Literatur, in: Text + Kritik, 113 (1992), Vom
gegenwärtigen Zustand der deutschen Literatur, S. 6.
3 Brauchen wir eine neue Gruppe 47? 55
Fragebögen zur deutschen Literatur. Eingesammelt von Joachim
Leser und Georg Guntermann, Bonn 1995, S. 58.
4 Hans Werner Richter, Wie entstand und
was war die Gruppe 47?, in: Hans A. Neunzig (Hrsg.), Hans Werner
Richter und die Gruppe 47, München 1979, S. 41 - 176, S.
80f.
5 Archiv Hans Werner Richter im
Literaturarchiv der Akademie der Künste.
6 Heinz Ludwig Arnold: Die Gruppe 47.
Zwei Jahrzehnte deutscher Literatur, Hörbuch mit 2 CDs,
München 2002. Die darin veröffentlichten Statements,
Interviewausschnitte und Tondokumente werden im Folgenden zitiert
als: Hörbuch Gruppe 47.
7 Barbara König hat diese Notizen
während einer Tagung über die Gruppe 47, veranstaltet von
der Friedrich Ebert-Stiftung 1987 in Bad Münstereifel,
vorgelesen - das Zitat folgt ihrem Manuskript und der Lesung in:
Hörbuch Gruppe 47. Auszüge sind abgedruckt in: Sprache im
technischen Zeitalter, (1988) 106, S. 72 - 78, hier: S. 73.
8 Peter Roos, Die Gruppe 47 war kein
Papiertiger, in: die horen, 4 (1980), S. 21.
9 Hans Werner Richter 1962 im
Gespräch mit Horst Krüger, in: Hörbuch Gruppe
47.
10 Unveröff. Gesprächsnotiz,
zit. nach meiner Abschrift.
11 H. W. Richter (Anm. 4), S. 111.
Deshalb der Gruppe "Antisemitismus" vorzuwerfen, wie das Klaus
Briegleb (Missachtung und Tabu. Eine Streitschrift zur Frage: Wie
antisemitisch war die Gruppe 47?, Berlin 2002) tut, auch im
Hinblick auf andere jüdische Mitglieder der Gruppe wie
Wolfgang Hildesheimer, Peter Weiss, Marcel Reich-Ranicki, halte ich
für eine äußerst problematische Konstruktion ex
post; dass sich ein sozialistisch sich nennender Autor wie Weiss
und ein scharfzüngiger Kritiker wie Reich-Ranicki fremd in der
Gruppe fühlten, konnte in beiden Fällen auch an anderen
Dispositionen liegen.
12 Heinz Ludwig Arnold, Gespräch
mit Helmut Heißenbüttel, in: Schriftsteller im
Gespräch mit Heinz Ludwig Arnold, Bd. II, Zürich 1990, S.
211 - 259, hier: S. 254.
13 H. W. Richter (Anm. 4), S.
125.
14 Die Dokumentation der Diskussion
folgt meiner Abschrift der Tonbandaufnahme.
15 Heinrich Böll 1964 in einem
Rundfunkinterview, in: Hörbuch Gruppe 47.
16 Alfred Andersch 1979 in einem
Rundfunkinterview, in: Hörbuch Gruppe 47.
17 P. Roos (Anm. 8), S. 31.
18 Peter Handke, Für eine neue
Literatur, in: konkret, (1966) 6; auch in: Horst Ziermann (Hrsg.),
Gruppe 47. Die Polemik um die deutsche Gegenwartsliteratur. Eine
Dokumentation, Frankfurt/M. 1966, S. 51 - 54.
19 Ulrike Meinhof, Gruppe 47, in:
konkret, (1967) 10.