Es muss nicht immer das Schlechteste sein, wenn die Dinge manchmal nicht so laufen, wie man sich das ursprünglich gedacht hat. So mag der Sozialdemokrat Frank Schwabe heute empfinden, wenn er auf seine knapp zweijährige Laufbahn als Bundestagsabgeordneter blickt. Eigentlich wollte er sich nach der Bundestagswahl 2005 vorrangig mit Regional- und Stadtentwicklung und Europa befassen. Jetzt beschäftigen ihn vor allem Klimawandel und Entwicklungszusammenarbeit. Dazu sagt der 36-Jährige: "Eigentlich ist das eine Idealkombination."
Und eine sehr lebensnahe: Auf einer Kenia-Reise informierte Schwabe sich über Projekte der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) zur Wasseraufbereitung. Gleichzeitig erfuhr er, dass nur ein paar Kilometer weiter auf dem Mount Kenia die Gletscher durch die globale Erderwärmung schmelzen und dadurch Probleme mit der Trinkwasserversorgung entstehen. "Es gibt viele Schnittstellen zwischen Klimaschutz und Entwicklung und dadurch riesige Chancen für die Entwicklungszusammenarbeit", unterstreicht Schwabe. "Andere Länder dürfen nicht den Entwicklungspfad einschlagen, den wir gegangen sind, was die Energieversorgung angeht. Die Umweltbelastungen würden uns auch treffen. Es liegt also in unserem eigenen Interesse, wenn wir in der Entwicklungszusammenarbeit beispielsweise technisches Wissen vermitteln, das hilft, die Umwelt zu schonen."
Dass er der Bundeskanzlerin in seiner Replik auf ihre Regierungserklärung zum G8-Gipfel viel Verhandlungsgeschick für den Erfolg im weltweiten Klimaschutz wünschte, war nicht nur ehrlich gemeinte Höflichkeit, sondern genauso Ermutigung, "den Druck im Kessel zu lassen". Seit er auf dem Weltklimagipfel in Nairobi im vergangenen Jahr war, weiß er jedoch: "Vereinbarungen zum Klimaschutz sind eine mühselige und langwierige Veranstaltung. Es ist kompliziert, sich überhaupt darüber zu verständigen, über was man reden und verhandeln will. Natürlich möchte ich, dass alles viel schneller geht." Für Schwabe ist es wichtig, dass die USA mit im Boot sitzen. "Man muss sagen, dass die Klimaschutzbewegung in den USA groß ist. Das nimmt man hier nicht so wahr, weil man immer nur auf George W. Bush sieht." Noch im Februar besuchte der Klimapolitiker in Washington eine Konferenz von Globe, einer Organisation auf Parlamentarierebene, 2005 im schottischen Gleneagles gegründet. Globe verfolgt den Ansatz, dass Parlamentarier unter anderem beim Klimaschutz einfacher zu einer Verständigung kommen als Regierende.
Die Mitgliedschaft im Bundestagsausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hat Schwabe zu seinen politischen Wurzeln zurückgeführt - Anfang der 90er-Jahre war er in seiner Heimatstadt Castrop-Rauxel einer der Gründer des Klimabündnisses, angeregt durch die internationale Umweltkonferenz in Rio de Janeiro 1992. "Am Anfang war mir überhaupt noch nicht klar, wo ich mich politisch engagiere, ob eher bei einer Nichtregierungsorganisation oder parteipolitisch und später dann auch als Parlamentarier." Nach seinem Wehrdienst trat er gleichzeitig dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der SPD bei. 2004 begann seine Laufbahn als Parlamentarier: Ratsmandat in Castrop-Rauxel; gleichzeitig nahm er ein Mandat für den Kreistag von Recklinghausen an. Die vorgezogene Bundestagswahl, bei der Schwabe das Direktmandat (Wahlkreis Recklinghausen I) mit über 55 Prozent errang, brachte ihn regelrecht in Nöte. Das Kreistagsmandat gab er nach seiner Wahl in den Deutschen Bundestag sofort ab. Ratsmitglied ist er geblieben, um die für das Ruhrgebiet "ungewöhnliche rot-grüne Rathauskoalition" in Castrop-Rauxel zu stützen.
Schwabe stammt aus einer Bergarbeiterfamilie, er ist in der Region tief verwurzelt. "Es ist gut, dass man die Dinge theoretisch betrachten und die Weltperspektive einbringen kann, aber gleichzeitig immer noch weiß, wie die Leute vor Ort denken." Bei seinen vielen Vorträgen zum Klimawandel spricht er deshalb keine Verbote aus, weil das ins Leere laufen würde. Er weist die Menschen darauf hin, dass ein paar Dinge anders werden müssen - aber niemand müsse davor Angst haben.