Der Wald ist nicht nur eine Ansammlung von Bäumen, die Kohlendioxid aus der Luft binden. Er ist aber auch nicht nur ein Biotop von Pflanzen und Tieren, in dem der Mensch nichts zu suchen hat.
Für Europäer, zumal für uns Deutsche, ist er ein historischer und literarischer Erinnerungsort, von der Schlacht im Teutoburger Wald bis zu Grimms Märchen. Er ist gleichzeitig anziehend und unheimlich. Ein Ort für Dichter und Denker.
Die Landschaftsgeschichte weiter Teile Europas ist eine der Rodung ursprünglich wilder Wälder. In weiten Teilen war das nichts anderes als ein gigantischer Raubbau. Was von ihnen übrig blieb, in Deutschland bedecken sie immerhin noch ein Drittel des Staatsgebietes, ist weitgehend zum Produktionsfaktor geworden. Wälder werden von privaten Besitzern oder staatlichen Förstern nachhaltig bewirtschaftet, in der Bundeswaldinventur wird das "Rohholzaufkommen" berechnet. Und nach Ansicht der Autoren der Inventur wird dieses "Rohstoffpotenzial" noch nicht genug ausgeschöpft.
Für den Wald, der Goethe zu "Wanderers Nachtlied" inspirierte, ist in der modernen Forstwirtschaft von heute kaum Platz. Das ist das wahre "Waldsterben". Diese Verwandlung von einem wilden, zauberhaften Ort zu einem durchgeplanten Wirtschaftsraum wird sich durch die Klimaschutzpolitik noch verstärken, indem der Wald zu einem zentralen Hebel der Maßnahmen wird.
Für Klimaforscher und Umweltpolitiker ist er eine der Stellschrauben, aber kein Selbstzweck. Sie reden von Aufforstung, doch denken sie dabei nicht an den Wald, sondern an seine chemischen und physikalischen Funktionen im Klimasystem. Wenn der Wald nur noch als Rohstofflieferant und Kohlenstoffsenke berechnet wird, dann steht es schlecht um ihn.