Der Wald hat, wenn man so will, den Leidenszustand verlassen. Bis weit in die 1990er-Jahre hinein war er ein mit Krankheitsgeschichten und abstrakten Funktionszuweisungen behängter Grünraum. Der Wald starb vor sich hin, die Waldschadens- und später Waldzustandsberichte lieferten die alljährlichen Krankendossiers. Das alles hinterließ das schale Gefühl, dass der Wert des Waldes sich vor allem in seinem Mitleidsfaktor erschöpfte und in Mark und Pfennig bemessen wenig wert war.
Heute kränkelt der Wald zwar immer noch, aber die steigenden Energie- und Rohstoffpreise haben das Holz wieder zu einem öffentlich geschätzten Handelsgut gemacht und mehr bewirkt als all die Glaubensbekenntnisse von Erosionsschutz und Co. Baumärkte verkaufen Holzöfen in Stückzahlen wie Nägel und Horden von sägeunkundigen Städtern rennen in die Wälder, um Brennholz zu machen. Staatliche Forstverwaltungen werden gezwungen, Gewinne abzuwerfen - und sie können das plötzlich auch. All das hat erstaunlich wenig ökologische Kollateralschäden angerichtet: Weder feiert die Monokultur Wiederauferstehung, wie der steigende Laubholzanteil zeigt, noch haben die Forstmaschinen den Tann zum geplünderten Normbiotop gemacht. Die ökologischen Folgeerscheinungen der Ökonomisierung des Waldes sind nur noch für den Fachmann zu erkennen. Schwerer wiegt, dass der Wald nicht mehr stillsteht und schweiget, sondern wieder geschätzt wird, weil man sein Holz dringend braucht.