Lateinamerika spielt meistens eine Nebenrolle auf den Bühnen der Weltpolitik, das sollte sich ändern. Diplomatisch könnte die oft vergessene Region wertvoll sein und geopolitisch eine interessante Ergänzung. Geht man davon aus, dass die Menschheit zunehmend um Rohstoffe und gegen Umweltprobleme kämpft, dann wird der Subkontinent immer wichtiger. Es geht um Öl, Trinkwasser, Regenwald, Sauerstoff, Kupfer, Gold, Soja. Und auch um die Plage namens Drogen.
Der Wunsch nach einem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat jedenfalls ist berechtigt. Dafür bietet sich eindeutig die größte und bevölkerungsreichste Republik zwischen Rio Grande und Feuerland an: Brasilien. Zwar ist Venezuela unter Hugo Chávez oft lauter, zwar missfallen außerdem Argentinien und Mexiko die brasilianischen Ansprüche. Von politischer Einheit kann keine Rede sein. Doch Brasilien gehört nach China, Indien und Russland zu den mutmaßlichen Giganten der Zukunft. Das Riesenreich ist mehr als 20 Jahre nach Ende der Militärdiktatur eine aufstrebende Volkswirtschaft und stabile Demokratie, trotz aller Korruption, Gewalt und sozialer Ungleichheit.
Es hat sich in den UN-Friedenstruppen auf Haiti bewährt, ist bei internationalen Handelsrunden die Stimme der Entwicklungsländer und nimmt den Kampf gegen den Hunger zumindest ernst. Und wenn es um natürliche Ressourcen geht und die Ernährung des Planeten, dann ist Brasilien schon längst eine Weltmacht.