Der Einfluss aus Washington war auf den ersten Blick ablesbar. Denn der "Plan Colombia", den der damalige Präsident Kolumbiens Andrés Pastrana seinen Landsleuten im Herbst 1999 präsentierte, war in englischer Sprache geschrieben, eine spanische Übersetzung folgte erst Monate später. "Die Industrienationen müssen uns bei einem Marshallplan für Kolumbien helfen, damit wir unseren Bauern Alternativen zum illegalen Anbau von Koka bieten", hatte Pastrana ein Jahr zuvor im Präsidentschaftswahlkampf verkündet.
Nach seinem Wahlsieg und zähen Verhandlungen mit dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton sah der Plan Colombia bei seiner Vorstellung anders aus. Mit dem Einsatz von 7,5 Milliarden Dollar wollte Kolumbien den Drogenanbau zurückdrängen, die Hälfte davon sollte aus dem Ausland kommen. Die USA als wichtigster Helfer verstanden die Zusammenarbeit allerdings ganz im Sinne ihres Krieges gegen Drogen: Die Armee sollte im Urwald östlich der Anden Kokafelder zerstören und Aufständische wie die marxistischen Farc-Rebellen bekämpfen. Seit 1999 haben die USA den Plan mit mehr als 4,3 Milliarden Dollar unterstützt. 80 Prozent davon waren allerdings Militärhilfe wie Hubschrauber und Armeeausbilder.
Acht Jahre später ist die Bilanz des Plan Colombia bestenfalls durchwachsen. Zwar ist die Gewalt in den Städten zurückgegangen, erst im Dezember rechnete das US-Außenministerium vor, dass die Zahl der Entführungen, Anschläge und Morde im Vergleich zu 2000 um mehr als die Hälfte zurückgegangen sei. Zahlreiche der Paramilizen sind aufgelöst, tausende Guerilleros haben ihre Waffen abgegeben. Die USA beklagen allerdings, dass die Anbaufläche der Kokapflanzen in den vergangenen Jahren leicht zugenommen hat.
Alfredo Rangel, Direktor der Organisation Fundación Seguridad y Democracia in Bogotá, sieht den Plan deshalb zwiespältig. "Er hat den kolumbianischen Staat gestärkt und die Sicherheit zurückgebracht, aber er war ein Fehlschlag, was den Drogenhandel betrifft", sagt er. Und während sich der kolumbianische Präsident Álvaro Uribe rühmt, dass in den vergangen Jahren die Hälfte der Kokafelder und fast 9.000 Drogenlabore vernichtet wurden, klingt die Bilanz der Vereinten Nationen deutlich nüchterner.
In seinem Jahresbericht meldet das UN Office on Drugs and Crime (UNODC) zwar, dass die Anbaufläche im Jahr 2006 mit 78.000 Hektar auf dem niedrigsten Stand seit einem Jahrzehnt lag. Auf die Menge des gewonnenen Kokains habe das jedoch keinen Einfluss, weil es mittlerweile effektivere Wege gebe, die Droge zu gewinnen. Die Folge: Noch immer kommen zwei Drittel der 1.000 Tonnen Kokain, die jedes Jahr weltweit gehandelt werden, aus Kolumbien.
Menschenrechtsorganisationen beklagen zudem, dass bei dem Plan Colombia zu wenig auf die Lage vor Ort geachtet wurde: Für viele Bauern in Provinzen wie Meta oder Guaviare lohne sich die Ernte von Palmenherzen und Palmöl nicht. Zudem seien mit den Waffenlieferungen aus den USA auch die Paramilizen aufgerüstet worden.
Die Vereinigten Staaten suchen sich unterdessen neue Verbündete. Weil 80 Prozent des Kokains über Mexiko in die USA kommen, gibt die Regierung in den kommenden drei Jahren Mexiko 1,4 Milliarden Dollar im Kampf gegen den Drogenhandel. Die Zusammenarbeit heißt Mérida Initiative, den offiziellen Titel "Plan México" wollten beide Staaten vermeiden. Das hätte wohl zu sehr an das Scheitern in Kolumbien erinnert.