Und plötzlich war die Fackel aus. Mitten in Paris erlosch das olympische Feuer kläglich, vorbei der Zauber der in Griechenland entzündeten Flamme. Pro-Tibet-Aktivisten hatten den längeren Atem, pusteten sie kurzerhand aus. Und dabei sollte es doch eine "Reise der Harmonie" werden, so das Motto des Laufs. Also wurde ein Feuerzeug aus der Hosentasche gekramt, und schon loderte es wieder. Allerdings weit weniger spektakulär, denn mit dem an antiker Stelle mithilfe eines Brennspiegels langwierig entzündeten Feuer hatte die profane Feuerzeugzündelei wenig gemein.
Überhaupt scheinen die Olympischen Spiele in Peking einige grundlegende Veränderungen in den sportlichen Wettbewerb zu bringen. Es bietet sich an, den gesamten Wettbewerb auf die Straße zu verlegen. Im Interesse der Tibet-Aktivisten, die ihren Protest so auf sportlicher Ebene weiterführen können. Und im Interesse der Sicherheitskräfte, die ihren Dienst endlich offiziell sportlich nehmen können. Wie wäre es etwa mit bogenschießenden Sicherheitsleuten? Flinke Demonstranten wären hervorragende Ziele, die Spannung beim atemlosen Zuschauer grenzenlos. Verletzen dürfen die Pfeile allerdings nicht.
Pistolen- und Gewehrschießen ließen sich ebenfalls derartig modifizieren. Natürlich nur mit Schreckschussmunition geladen, versteht sich. Endlich mal was los, selbst bei sonst wenig beachteten Spartensportarten. Judo, Fechten und Ringen böten sich hervorragend als Disziplinen der Auseinandersetzung zwischen Demonstranten und Sicherheitspersonal an. Nicht ein Kampf nach dem anderen, nein, ein einziges Gerangel und Gezerre mitten auf den Pekinger Straßen. Da bekäme das olympische Motto "Dabei sein ist alles" eine ganz neue Bedeutung. Oder es müsste umgeschrieben werden: "Trotz freier Meinung frei sein, ist alles."