Es dürfte eigentlich zwischen den Parteien unstrittig sein, wie bei der Investition in Kinderbetreuung in Deutschland weiter verfahren wird. Es mangelt ganz offenkundig an Betreuungsangeboten für unter dreijährige Kinder. Gerade für Kinder aus bildungsfernen Familien - aber nicht nur für diese - sind solche Impulse von außen wichtig, etwa für den Erwerb von Sprach- und Sozialkompetenz.
Gleichzeitig hat es das Land mit der Aufgabe der Haushaltskonsolidierung zu tun. Der Schuldenberg muss abgebaut werden, wenn künftige Generationen nicht noch weiter belastet werden sollen. Aus dieser Doppelsituation ergibt sich zwingend, dass zielgenau investiert werden muss in Betreuungsangebote, ohne das Geld nach dem Gießkannenprinzip zu freihändig ausgeben zu können. Und Deutschland liegt bei den direkten Geldtransfers an Familien bereits jetzt im europäischen Spitzenfeld - ohne große Erfolge.
Deswegen macht die Debatte um die sogenannte "Herdprämie" einfach keinen Sinn. Eine Art zusätzliches Familiengeld für die Erziehung von Kleinkindern zuhause kann nicht verhindern, dass Kinder weiterhin durch schwierige soziale Verhältnisse in der Familie ein Leben lang benachteiligt sind, weil sie von Anfang an zu wenig Bildungschancen abbekommen. Frühkindliche Förderung kann hier Abhilfe schaffen, das sieht man im internationalen Vergleich - aber sie kostet Geld.
Wenn die Bundeskanzlerin die "Bildungsrepublik" Deutschland ausruft, muss sie konsequent bleiben. Die "Herdprämie" würde genau das Gegenteil bewirken. Dieses Land kann es sich schlichtweg nicht mehr leisten, sich nicht um die Kinder von heute zu kümmern, um die Armen von morgen zu verhindern. Denn dass Bildung Armut verhindern hilft, ist hinlänglich bewiesen.