Die Gesellschaft altert, die Halbwertszeit von Wissen sinkt, die Unternehmen beklagen Fachkräftemangel: Das "Lebenslange Lernen" ist im Sog dieser Befunde zur Lieblingsvokabel vieler Sonntagsredner geworden. Im Alltag aber sind die Deutschen Weiterbildungsmuffel: In Dänemark bieten vier Fünftel aller Unternehmen Weiterbildung an, in Deutschland nur etwas mehr 50 Prozent.
Dafür sind Politiker, Unternehmer und Arbeitnehmer gleichermaßen verantwortlich. Wer Frühverrentung fördert, belohnt Ältere dafür, sich aufs Abstellgleis schieben lassen, statt fit für den Beruf zu bleiben. Und wer im Abschwung kein Geld und im Aufschwung nicht genug Personal hat, um sich Weiterbildung leisten zu können, macht sich unglaubwürdig. Kaum beizukommen ist schließlich der Überzeugung, dass Bildung nur die Jungen angeht.
Die Statistik unterstützt diese Ansichten: In Deutschland wurden 2006 rund 143 Milliarden Euro für Bildung ausgegeben, 80 Prozent davon aber für Kindergärten, Schulen und Hochschulen. Schon in zehn Jahren aber wird die Hälfte aller Arbeitnehmer in Deutschland älter als 50 Jahre sein. Die Qualifizierungsinitiative der Regierung genügt nicht als Vorbereitung darauf. Hinzu sollten etwa niedrigere Hürden für studierwillige Berufstätige und Lernzeitkonten in den Betrieben kommen.
Verordnen lässt sich eine weiterbildungsfreundliche Mentalität zwar auch damit nicht. Aber wo es sie schon gibt, sollten ihr die Barrieren aus dem Weg geräumt werden.