Die mangelnde Durchlässigkeit im deutschen Bildungssystem beschränkt sich nicht nur auf die Schule. In kaum einem anderen EU-Land sind die Hürden für Seiteneinsteiger an den Hochschulen so hoch. Während in Schweden oder Spanien rund ein Drittel der Studenten kein Abitur haben, sondern sich im Beruf für ein Studium qualifizieren, sind es in Deutschland nur fünf Prozent.
Das ist fatal. Denn gegen den sich abzeichnenden Fachkräftemangel kann man nur mit einer weiteren Öffnung der Hochschulen ankommen. Derzeit nehmen in Deutschland kaum mehr als 35 Prozent eines Jahrgangs ein Studium auf - im OECD-Schnitt sind es über 50 Prozent.
Die Regeln, die es beruflich Qualifizierten ohne Abitur erlauben, an die Hochschulen zu gehen, sind von Bundesland zu Bundesland so verschieden, dass die Kultusministerkonferenz eine 38-seitige Tabelle braucht, um sie zusammenzufassen. Mal wird ein Meister verlangt, mal mehrere Jahre Berufserfahrung, dazu kommen Eignungstests oder ein Probestudium. Einige Fächer sind für Nicht-Abiturienten ganz ausgeschlossen.
Dass die Chancen für Berufstätige, auch ohne Abitur studieren zu können, verbessert werden müssen, weiß auch die Bundesregierung. Bildungsministerin Annette Schavan hat 3.000 "Aufstiegsstipendien" für junge Menschen versprochen, die ihre Ausbildung besonders erfolgreich abschließen. Diese Stipendien sind aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Besser noch als Aufstiegschancen für Wenige wären aber einheitliche Regeln, die allen beruflich Qualifizierten den Weg zum Studium eröffnen. Gleichzeitig müssten die Hochschulen berufsbegleitende Teilzeitstudien deutlich ausweiten. Denn auch auf diesem Gebiet hinkt Deutschland weit hinterher.