TRAINEE
Der Direkteinstieg beim Unternehmen wird seltener
Wer von der Uni in den Arbeitsmarkt wechseln will, muss immer häufiger den Weg über ein Traineeprogramm gehen. Mit diesem "Training on the job" werden vor allem in großen Firmen die künftigen Fach- und Führungskräfte ausgebildet. In einem sechs- bis 24-monatigen Traineeship arbeiten die Jung-Akademiker in mehreren Abteilungen des Unternehmens. Dabei lernen sie die Organisationsabläufe und Entscheidungsprozesse in der Firma kennen. Für Wirtschaftsingenieure sowie Absolventen der Fachrichtungen Jura, Volks- und Betriebswirtschaftslehre ist diese Art des Jobeinstiegs zur Regel geworden, aber auch die Zahl der Geistes- und Naturwissenschaftler nimmt zu.
Erwin Venus ist einer dieser Trainee-Einsteiger. In einem harten Auswahlverfahren überzeugte der ehemalige BWL-Student bei der Hypovereinsbank (HVB) in München. "Zunächst mussten wir analytische Tests am Laptop machen und an einer Gruppendiskussion teilnehmen. Später galt es, ein Beratungsgespräch zu simulieren und sich in einem Interview selbst zu präsentieren", erzählt der 29-Jährige. Ein besonderes Augenmerk legte die Jury auf bereits absolvierte Praktika.
Für Trainee Venus heißt es nun, Erfahrungen sammeln und so viele Kontakte knüpfen wie möglich. Während seines 15-monatigen Programms, das von Seminaren begleitet wird, lernt er unterschiedliche Geschäftsbereiche kennen, kann in verschiedene Themen hineinschnuppern und übernimmt von Monat zu Monat mehr Verantwortung. Im Gegensatz zu anderen Ausbildungsverhältnissen kann er sich dabei über faire Konditionen freuen: "Die HVB hat mir einen unbefristeten Vertag ausgestellt und zahlt mir ein normales Gehalt", erzählt Venus. Das Einstiegssalär für Trainees liegt mit durchschnittlich 35.000 bis 42.000 Euro ähnlich hoch wie das für Direkteinsteiger. Eine gesicherte Zukunftsperspektive hat Venus auch. Während seiner Traineezeit wird bereits geschaut, wo er auf Dauer eingesetzt wird.
Nicht jedes Programm ist so gut strukturiert wie das der HVB. Interessenten müssen bei der Suche ein wenig aufpassen, da die Bezeichnung "Trainee" nicht geschützt ist und auch Arbeitsverhältnisse, die einem besser bezahlten Praktikum gleichen, als Traineeships ausgeschrieben werden. "Ein gutes Programm erkennt man daran, dass bestimmte Kriterien erfüllt sind", sagt Christiane Konegen-Grenier, Referentin für Hochschule im Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. "Dazu zählen ein klarer inhaltlicher Aufbau, die Betreuung durch einen Mentor, sowie Schulungen und Netzwerkveranstaltungen", erklärt die Bildungsexpertin. Wie die einzelnen Programme speziell ausgerichtet seien, hänge dann allerdings von der Branche und vom Kandidaten ab.
Es besteht zudem die Möglichkeit, bereits während des Studiums an einem Traineeprogramm teilzunehmen. Einige Hochschulen bieten studienbegleitende Traineeprogramme in Zusammenarbeit mit Unternehmen an. Daimler kooperiert etwa mit der Hochschule in Mannheim und offeriert zwei bis vier angehenden Wirtschaftsingenieuren und Maschinenbauern pro Jahr einen Platz. Für die Nachwuchskräfte bedeutet das, sowohl während des Semesters als auch in der vorlesungsfreien ranzuklotzen - meist arbeiten sie einen Tag pro Woche im Betrieb und während der vorlesungsfreien Zeit Vollzeit. Viele schreiben auch ihre Abschlussarbeit in dieser Firma. Der Lohn ist mit 500 bis 700 Euro zwar nicht so üppig wie bei Hochschulabsolventen, dafür gibt es aber wertvolle Kontakte für den späteren Berufsweg.
Die Autorin schreibt als freie Journalistin unter anderem für "Focus online".