Die Sitzungswoche im Rückblick
In der Sitzungswoche vom 21. bis 25. April 2008 billigte der Bundestag den Vertrag von Lissabon und beschloss ein höheres Wohngeld. Außerdem standen das Eigenheimrentengesetz und die Krise der staatlichen Banken zur Debatte. Eine Aktuelle Stunde beschäftigte sich mit der Welternährungskrise.
Auf Verlangen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN debattierte
der Bundestag am Mittwoch in einer Aktuellen Stunde über das
Thema "Überfällige Strategien der Bundesregierung zur
Lösung der Welternährungkrise". Hintergrund waren die
steigenden Lebensmittelpreise und das unaufhörliche Wachstum
der Weltbevölkerung. In den vergangenen Wochen war es wegen
der massiven Verteuerung von Nahrungsmitteln bereits zu Unruhen in
Nordafrika, Asien und Lateinamerika gekommen.
Zu Beginn der Plenarsitzung am Mittwoch, dem 23. April 2008,
befragten die Parlamentarier die Bundesregierung und informierten
sich so über die Ergebnisse der vorhergehenden
Kabinettssitzung. In der anschließenden Fragestunde hatten
die Abgeordneten die Möglichkeit, bis zu zwei Fragen und
während der Fragestunde weitere Zusatzfragen an Vertreter der
Bundesregierung zu stellen, die ihnen mündlich im Plenum
beantwortet wurden.
Am Donnerstag, dem 24. April, stimmte der Bundestag dem Ratifizierungsgesetz zum Vertrag von Lissabon mit mehr als zwei Dritteln der Stimmen zu ( 16/8300). 515 Abgeordnete stimmten mit Ja, 58 mit Nein. Es gab eine Enthaltung.
Der Vertrag soll am 1. Januar 2009 in Kraft treten, vorausgesetzt, er wird zuvor von allen EU-Mitgliedstaaten ratifiziert. Um die Ratifizierung in Deutschland abzuschließen, muss am 23. Mai noch der Bundesrat über den Vertrag entscheiden. Eine Mehrheit gilt auch dort als sicher.
Am Donnerstag stellte die Bundesregierung zudem ihren
Berufsbildungsbericht 2008 (
16/8750) vor. Er analysiert den
Ausbildungsstellenmarkt und berichtet über Angebot und
Nachfrage nach Ausbildungsplätzen. Dem Bericht zufolge wurden
im vergangenen Jahr bis 2007 rund 625.900 Ausbildungsverträge
neu abgeschlossen.
Des Weiteren standen drei Anträge der Fraktion DIE LINKE. zum Thema Arbeitnehmerrechte zur Debatte. Die Linksfraktion will die Belegschaften unter anderem durch eine Konkretisierung des Kündigungsschutzes stärken ( 16/8448). Außerdem fordert sie eine Stärkung der Arbeitnehmermitbestimmung ( 16/7533) und will Beschäftigte und Unternehmen vor "Ausplünderung durch Finanzinvestoren" schützen ( 16/7526). Die Fraktion fordert die Bundesregierung auf, die Mitbestimmung zu modernisieren, der "exzessiven Verschuldung und Auszehrung" von Unternehmen Grenzen zu setzen und Private-Equity-Fonds und private Investoren "gerecht" zu besteuern.
Die Anträge wurden im Anschluss an die zuständigen
Fachausschüsse überwiesen.
Am Freitag, dem 25. April 2008, beschloss der Bundestag die Erhöhung des Wohngeldes für Familien und Rentner mit geringen Einkommen. Die Bundesregierung hatte einen Gesetzentwurf vorgelegt ( 16/6543), der vorsieht, ab 2009 das staatliche Wohngeld um rund 60 Prozent anzuheben. Zuletzt waren Mieten und Heizkosten beträchtlich gestiegen. Das Wohngeld wurde jedoch seit acht Jahren nicht entsprechend angepasst.
Dem Gesetz muss der Bundesrat noch zustimmen.
Zum Wohngeld lagen zwei weitere Anträge der Opposition vor.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN plädierten ebenfalls für
eine Aufstockung des Wohngeldes (
16/8053), da die Mieten seit 2001 um
durchschnittlich sieben Prozent gestiegen seien. DIE LINKE.
forderte in ihrem Antrag, wohngeldberechtigten Haushalten die
Kosten für Heizung und Warmwasser dauerhaft zu erstatten (
16/3351).
Am Freitag stand außerdem das Eigenheimrentengesetz
(16/8869) auf der Agenda des Parlaments. Mit
ihrem Gesetzentwurf wollen CDU/CSU und SPD die steuerlich
geförderte Altersvorsorge (Riester-Rente) attraktiver machen.
Dafür soll die selbstgenutzte Wohnimmobilie in die staatliche
Altersvorsorge stärker eingebunden und die
Riester-Förderberechtigung ausgeweitet werden. Außerdem
sollen Altersvorsorgeguthaben bestehender Riester-Verträge zu
hundert Prozent für den Bau oder Kauf von Immobilien verwendet
werden können. Zunächst beraten die Ausschüsse
über den Entwurf.
Im Anschluss debattierte der Bundestag über die Krise der
staatlichen Banken. Die FDP hat hierzu einen Antrag gestellt (
16/6998). Die Fraktion fordert die
Bundesregierung auf, sich dafür einzusetzen, dass die Anteile
des Bundes an der Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB bis zum
30. Juli 2008 an einen privaten Investor veräußert
werden. Außerdem soll die Regierung die Öffentlichkeit
genau über ihre Handlungen während der Bankenkrise
informieren. Die FDP drängt weiterhin darauf, die
Geschäftspolitik der Kreditinstitute mit dem Ziel zu
überprüfen, derartige "Fehlentwicklungen" künftig
auszuschließen.
Insgesamt behandelte der Bundestag in der Woche vom 21. bis 25. April 2008 34 Tagesordnungspunkte (Übersicht). Die Abgeordneten berieten unter anderem über Anträge zur weltweiten Meinungs- und Pressefreiheit, das Arbeitnehmer-Emtsendegesetz und die Beitragsautonomie der Krankenkassen. Die Fraktion DIE LINKE legte insgesamt 17 Anträge zum Thema rentenrechtliche Anpassungen von DDR-Renten vor, die an die zuständigen Fachausschüsse überwiesen wurden. Abgestimmt wurde weiterhin über das Flächenerwerbsänderungsgesetz, eine Neuregelung des Verbots, Erfolgshonorare zu vereinbaren sowie über einen Antrag zur Gesundheit in Entwicklungsländern.