Hans Fleisch berichtete über die Initiative "ZivilEngagement"
Noch keine Lawine, aber ein Schneeballeffekt: So umschreibt der Beauftragte des Bundesfamilienministeriums für „ZivilEngagement“, Dr. Hans Fleisch, seine Bilanz nach einem Jahr im Amt. In der öffentlichen Sitzung des Unterausschusses „Bürgerschaftliches Engagement“ des Familienausschusses am Mittwoch, dem 17. Dezember 2008, berichtete Fleisch über das bisher Erreichte.
Das Bundesfamilienministerium hatte die Initiative
„ZivilEngagement „Miteinander –
Füreinander“ ins Leben gerufen, um die rund 23 Millionen
freiwillig Engagierten in Deutschland bestmöglich zu
unterstützen. Zum Beauftragten wurde der Jurist Dr. Hans
Fleisch ernannt, im Hauptberuf Generalsekretär beim
Bundesverband Deutscher Stiftungen in Berlin.
Aus Sicht des Beauftragten ist es wichtig, dass es regelmäßige Berichte über bürgerschaftliches Engagement, einen Haushaltstitel und eine „Struktur mit einer Geschäftsstelle“ gibt. Das Ganze müsse in eine Gesamtstrategie münden, damit bürgerschaftliches Engagement in Abstimmung mit Ländern und Kommunen und mit den Akteuren aus der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft vorangetrieben wird.
Im vergangenen Jahr sei beispielsweise das Projekt forciert worden,
ein übergreifendes Internetportal für das
bürgerschaftliche Engagement in Deutschland zu schaffen, eine
„Plattform für Zusammenarbeit und Austausch“,
sagte Fleisch.
Kampagne für Anerkennungskultur
Darüber hinaus wolle man mit Partnern vom Deutschen Städtetag bis hin zu Wirtschaftsunternehmen eine Kampagne für eine „Anerkennungskultur“ auf den Weg bringen. So sei bereits ein Kampagnenrat gebildet worden. Ein weiterer Schwerpunkt sei gewesen, das Thema der Bürger-Stiftungen voranzubringen mit dem Ziel, dass es flächendeckend solche Stiftungen gibt, vor allem in den neuen Ländern.
Um Migranten zu integrieren und in das bürgerschaftliche Engagement einzubeziehen, müsse man sie auch teilhaben lassen und ihnen Ressourcen zur Verfügung stellen, sagte Fleisch weiter.
Ute Kumpf (SPD) sagte, es sei wichtig, „demütig“ zu sein angesichts von 23 Millionen engagierten Menschen im Land. Skeptisch äußerte sie sich über einen „Nationalen Engagementplan“, weil dieser Begriff eine Top-Down-Perspektive von der Art ausdrücke, dass den Leuten vorgeschrieben werden solle, wie sie sich zu engagieren hätten. Britta Haßelmann (Bündnis 90/Die Grünen) fragte, ob es immer neue Programme für Dinge geben müssen, die bereits gemacht würden.
Karl Schiewerling (CDU/CSU) sagte, man müsse darauf achten, die Anliegen sprachlich so umzusetzen, dass man verstanden wird. Er sprach im Übrigen das Problem der bildungsfernen Schichten an. Fleisch räumte ein, dass man noch eine „Kommunikationsaufgabe“ habe: „Bürgerschaftliches Engagement verstehen nicht alle.“ Das Problem bildungsferner Schichten sei „besorgniserregend“ und eine „Hausaufgabe“ für die Initiative.
Sibylle Laurischk (FDP) bezog sich auf Ministerin von der Leyen,
die gesagt habe, gerade im Osten fehle es an
bürgerschaftlichem Engagement. Das Attentat auf den Passauer
Polizeipräsidenten habe jedoch nicht in Ostdeutschland
stattgefunden. Elke Reinke (Die Linke) wollte schließlich
wissen, in welche Richtung sich das Ziel einer
„Wertschätzungskultur“ bewegt, ob die Freiwilligen
etwa mit staatlichen Regelungen und Aufwandsentschädigungen
unzufrieden seien.
Im Anschluss berichteten Vertreter der Bundesländer über ihre Bemühungen, das bürgerschaftliche Engagement zu fördern. Hessen und Nordrhein-Westfalen berichteten über erste Erfahrungen mit einer „Engagementkarte“. So könnten in Hessen die „wirklichen Vorbilder“, die sich mindestens fünf Stunden pro Woche engagieren, diese Karte erhalten, die etwa zu Vergünstigungen bei Schwimmbadbesuchen und im Kino oder zu einem Rabatt beim Bäcker berechtigt.