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Demokratieübungen im Schülerparlament

Wählen und Abstimmen sind in einer Berliner Grundschule Teil des Unterrichts

Abstimmung im Schülerparlament
© Bernd Lammel
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Streit schlichten und Konflikte lösen, Vertrauen gewinnen, Vorbild sein, zuhören können und die Interessen der Schulklasse vertreten – dass sind die Aufgaben der "Abgeordneten" im Schülerparlament der Astrid Lindgren Grundschule in Berlin-Spandau. Ein hoher Anspruch, dem die Schülerabgeordneten gerecht werden wollen.

Das Schülerparlament gibt es seit 2006. Es ist eine feste Einrichtung geworden, die demokratisch mitentscheidet.

Schulleiter Norbert Hübener sagt: "Wir wollen, dass unsere Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen. Entscheidungen, die wir als Lehrer getroffen haben, sollen ihnen nicht einfach 'übergestülpt’ werden. Die Schüler sollen spüren, dass ihre Meinung wichtig ist. Egal, ob es um den Zeitplan auf dem Fußballplatz geht, ein Aquarium oder darum, wie auf dem Schulhof die Pflanzen gepflegt und geschützt werden. Das Schülerparlament redet und entscheidet immer mit. So lernen Kinder, wie Demokratie funktioniert und mehrheitlich gefasste Beschlüsse zu akzeptieren. Der Respekt vor dem Mitschüler, selbst wenn er jünger ist oder eine andere Meinung vertritt, will gelernt sein. Wer Respekt erwartet, muss sich respektvoll verhalten.“

Abgeordnete, die demokratisch entscheiden

In jedem neuen Schuljahr werden in den Klassen die Schülersprecher gewählt und die werden nach der Wahl als "Abgeordnete“ ins Schülerparlament entsandt. Insgesamt treffen sich im Gremium 26 Schüler aus 13 Klassen – die dann gemeinsam einen Parlamentspräsidenten wählen.

Marvin (11) wurde von den Abgeordneten die verantwortungsvolle Aufgabe übertragen, das Parlament zu leiten. "Ich wurde in offener Abstimmung gewählt – und zwar mit überwältigender Mehrheit“, sagt er stolz. Er findet es wichtig, dass die Schüler ihm vertrauen – nicht nur die im Schülerparlament, sondern auch die anderen Kinder an der Schule.

Vertrauenslehrer wird, wer die meisten Stimmen erhält

Neben dem Parlamentspräsidenten gibt es im Schülerparlament einen Vertrauenslehrer. Auch der wird demokratisch gewählt. Alle Schüler der Schule können sich an der Abstimmung beteiligen. Sie schreiben den Namen des Lehrers, den sie vorschlagen wollen, auf einen Zettel und geben den bei ihrem "Abgeordneten“ ab.

Das Parlament befragt dann die vorgeschlagenen Lehrer, ob sie sich der Wahl stellen möchten. Stehen die Kandidaten fest, wird der Vertrauenslehrer vom Schülerparlament in geheimer Abstimmung gewählt. "In diesem Jahr hatten wir unseren Schulleiter Herr Hübener zum Vertrauenslehrer bestimmt“, erzählt Juliana (10), "er hatte die meisten Stimmen und hat die Wahl angenommen. Ich fand das prima.“

Katharina (9) findet besonders die Zettelwahl spannend und sehr demokratisch. "Wer die meisten Stimmen bekommt, der soll es werden, zu ihm haben die Schüler Vertrauen, und ich finde das gerecht.“

Problemlösungen: Pflanzpaten und Projekte

Alle vier Wochen trifft sich das Schülerparlament nach der Schule. Die gewählten Kinder wissen, dass sie fürs Schülerparlament ihre Freizeit opfern müssen. Die „Abgeordneten“ bringen im Parlament die Probleme zur Sprache, die ihre Mitschüler bewegen.

„Im Frühling“, erzählt Lukas (10), „hatten wir Sorgen damit, dass die Schüler in der Pause die Pflanzen auf dem Schulhof beim Spielen kaputt getrampelt haben. Im Schülerparlament haben wir dann beschlossen, dass wir Pflanzpaten brauchen, die die Gewächse beschützen.“

„Das klappt ganz gut, wenn die Paten die Schüler bitten, etwas vorsichtiger zu sein. Dann nehmen die das schon erst“, sagt Juliana (10). „Wir aus dem Schülerparlament kümmern uns auch darum, dass Streit in der Hofpause geschlichtet wird oder dass sich alle Klassen um die Verschönerung der Klassenzimmer bemühen“, sagt sie.

Gemeinsam statt gegeneinander

In diesem Jahr standen die Projekttage unter dem Motto "Gemeinsam statt gegeneinander“. Das Thema wurde im Schülerparlament besprochen und beschlossen. In den Klassen wurde es umgesetzt.

Josef (10), der seit einem Jahr im Schülerparlament mitarbeitet, sagt: "Wir können als Schülervertreter auch gut zwischen Kindern, die sich streiten, vermitteln. Es gefällt mir, dass wir ernst genommen werden. Man muss auch jüngere Schüler respektieren – auch wenn sie in die erste oder zweite Klasse gehen.“

Katharina meint: "Manchmal sind die Kinder mit der Lösung, die wir für ein Problem finden, nicht so zufrieden. Wichtig ist aber, dass man Entscheidungen akzeptieren lernt, die einem nicht gefallen.“

"Ich konnte mitentscheiden"

In der letzten Zusammenkunft des Schülerparlaments vor den Ferien wurden die „Abgeordneten“ aus den sechsten Klassen verabschiedet - sie besuchen nach den Ferien die weiterführende Schule. Maurice (12) hat seit der fünften Klasse im Schülerparlament mitgearbeitet. Er sagt: "Ich würde auch an der neuen Schule wieder Schülersprecher werden – es kommt aber darauf an, wie die Mitschüler sind und ob ich gewählt werde.“

Und Parlamentspräsident Marvin meint: "Ich bin ja noch ein Jahr an der Astrid Lindgren Schule und ich würde mich sofort wieder wählen lassen. Es hat mir großen Spaß gemacht. Ich musste zwar meine Freizeit opfern, aber ich konnte auch mitentscheiden. Das hat mir gefallen!“




Ausdruck aus dem Internet-Angebot des Deutschen Bundestages

www.bundestag.de/btg_wahl/wahlinfos/schuelerparlament/index.jsp

Stand: 22.09.2009