Kurz nach Weihnachten 2004 fiel die Entscheidung, dass der G8-Gipfel 2007 im Ostseebad Heiligendamm stattfinden soll. Die Nachricht aus dem Bundeskanzleramt wurde in Mecklenburg-Vorpommern als "frohe Botschaft" gefeiert. Die gesamte Wirtschaft werde davon profitieren, frohlockte Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD). Und sein Wirtschaftsminister Otto Ebnet jubelte: "Das war die wahrscheinlich beste Nachricht des Jahres". Die Bescherung hat das Land nun, wieder zur Weihnachtszeit.
Gut ein halbes Jahr vor dem Weltwirtschaftsgipfel, zu dem sich die Staats- und Regierungschefs der acht wichtigsten Industrienationen treffen, wird das Ausmaß der Kosten für alle deutlich. Intern wurde bereits seit Februar mit rund 92 Millionen Euro für die Absicherung des G8-Gipfels gerechnet. Doch erst jetzt, unmittelbar nach Landtagswahl und Regierungsbildung, drang es auch in die Öffentlichkeit. Lange Zeit hatte Ministerpräsident Harald Ringstorff erklärt, dass Mecklenburg-Vorpommern zehn Millionen Euro in seinem Etat für den Gipfel eingeplant habe und zu mehr aufgrund der leeren Landeskassen nicht in der Lage sei. Nun musste Finanzministerin Sigrid Keler (SPD) die Flucht nach vorn antreten. Ihr Schreiben an die Landtagspräsidentin mit der Bitte, ohne Abstimmung im Parlament, zusätzlich Millionen zu bewilligen, brachte die Lawine ins Rollen. Schließlich musste auch Ringstorff einräumen, schon seit langem über das ganze Ausmaß der Kosten informiert gewesen zu sein.
Die neue SPD-CDU-Landesregierung zeigte sich inzwischen bereit, rund 34 Millionen Euro - und damit etwa das Dreifache der ursprünglich geplanten Summe - bereit zu stellen. Selbst die SPD im Landtag zeigte sich überrascht und erneuerte die Forderung, dass die Bundesregierung als Gastgeber des Gipfels den Löwenanteil der Kosten übernehmen müsse. Strittig ist vor allen Dingen, wer die auf 30 Millionen Euro geschätzten Kosten für den Einsatz von Polizisten aus anderen Bundesländern trägt. Landesparteichef Till Backhaus und der SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Volker Schlotmann, sinnierten öffentlich schon einmal über eine Absage des Gipfels, falls der Bund nicht tiefer in die Tasche greife. Diese "Drohung" wurde im Kanzleramt ebenso wenig ernst genommen, wie das Anerbieten Schleswig-Holsteins, als Gastgeber einzuspringen.
Angesichts des "enormen Vorlaufs solcher Treffen" sei an einen anderen nicht zu denken, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg und machte aus seinem Unmut keinen Hehl. Der Streit um die Finanzierung trage "manchmal Züge einer Provinzposse". Jetzt seien "kühler Kopf und Vernunft" angesagt. Bund und Land haben sich auf weitere Verhandlungen verständigt und wollen demnächst eine Vereinbarung über die Kostenaufteilung abschließen. "Der Bund übernimmt alle Kosten, die er veranlasst hat", sagte Steg. Er nannte eine Summe von etwa 25 Millionen Euro. Dazu zähle auch ein 12 Kilometer langer Zaun um das Ostseebad.