Timo Große vom Bonner Friedrich-Ebert-Gymnasium stand plötzlich im Rampenlicht von Fernsehkameras und Fotografen. Und das, weil er Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) zu einem kleinen Gärtnerjob verholfen hatte. Dem zehjährigen Schüler war beim vergangenen Tag des Offenen Denkmals aufgefallen, dass alle ehemaligen Kanzler in Park des Bonner Palais Schaumburg einen Baum der Erinnerung haben, nur nicht Schröder. Also schrieb er einen Brief. Und musste in fast genauso viele Pressemikrofone sprechen wie der Politiker, als der seinen Baum pflanzte - er hatte sich für eine Eiche entschieden.
Vor jedem Kanzlerbaum erinnert nun ein kleines Schild an die sieben Vorgänger von Angela Merkel seit 1949. Darauf stehen nur die Namen und die Daten der Amtszeit. Schröder fand die Informationen ausreichend, "sonst sieht das verdächtig nach Ableben aus".
Die Bäume passen nicht schlecht zur Eigenart der bisherigen Bundeskanzler. Die Idee stammte von Helmut Schmidt (SPD). Für Konrad Adenauer (CDU) wurde ein Blauglockenbaum ausgewählt, wie er auch in Rhöndorf im Garten des "Alten" wächst. Ludwig Erhard (CDU) erhielt einen zu seiner Figur und Wirtschaftswunder-Politik stimmigen Urweltmammutbaum. Für Kurt Georg Kiesinger (CDU) wurde in der Zeit Schmidts 1978 ein rotblättriger Ahorn gepflanzt. Schmidt wählte eine Trauerweide, durchaus norddeutsch-melancholisch und Willy Brandt (SPD) den Gingko, Goethes Baum aus dem "West-östlichen Divan", symbolisch für die Ostpolitik Brandts. Helmut Kohl (CDU) entschied sich nach einigem Zögern für eine Blutbuche, als wollte er zeigen, dass auch die Bäume der Kanzler nicht in den Himmel wachsen.
Wären übrigens die Kandidaten Franz Josef Strauß (CSU) und Johannes Rau (SPD) Kanzler geworden, dann hätte der Bayer einen Ananasbaum aus Alaska gewählt und Rau einen Apfelbaum. Weil er gern Luther zitierte: "Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, pflanzte ich heute mein Apfelbäumchen."