Deutsche Welle TV
Das arabische Programm wird ausgeweitet. Auf Wunsch der Zuschauer.
Bei der Pressekonferenz Ende März in Kairo blieb die Hälfte der Plätze leer. Die Deutsche Welle (DW) hatte Medienvertreter in den orientbarocken Salon Eugenie des Marriott-Hotels geladen, um für den Sendestart ihres erweiterten arabischsprachigen Programmes zu werben. Auch in der arabischen Welt ist es heutzutage alles andere als leicht, die Neugier für ein neues Fernsehprogramm zu wecken. Mehrere hundert Satellitenkanäle buhlen um die Gunst der Zuschauer, unter ihnen nicht wenige Nachrichtensender. Und es werden immer mehr. France 24 startete sein arabischsprachiges Nachrichtenfenster am 2. April - am selben Tag wie das erweiterte Programm aus Berlin - und auch der Launch des BBC Arabic Television soll noch in diesem Jahr auf Sendung gehen. Vom populären Al-Dschasira, seinem Wettbewerber Al-Arabiya und dem halben Dutzend kleinerer arabischer Nachrichtenvollprogramme ganz zu schweigen.
So wird auf der Pressekonferenz gefragt, wie erfolgreich DW-TV/Arabisch bislang war. Seit 2003 sendet es bereits täglich drei Stunden lang - als erster europäischer Fernsehsender mit Nachrichten in arabischer Sprache. Klaus-Dieter Seelig, Leiter der DW-TV-Fremdsprachenprogramme, antwortet dip-lomatisch und verweist auf die deutschen Nachrichtensender N24 und n-tv mit ihren kleinen, aber stabilen Zuschauergemeinden. Die Reichweite von DW-TV/Arabisch in der Region könnte bei knapp unter einem Prozent liegen. Genaue Zahlen gebe es nicht. Einschaltquoten werden nirgendwo in der arabischen Welt ermittelt.
Einer Studie des Ins-tituts für Auslandsbeziehungen in Stuttgart zufolge finden 41 Prozent der Zuschauer DW-TV "sehr informativ". Befragt wurden vergangenes Jahr 351 Personen in Nordafrika sowie im Nahen Osten - überwiegend Journalisten. Zwei von zehn der Befragten behaupteten, das Programm an vier oder mehr Tagen im Monat einzuschalten. Damit war bereits das Dreistundenfenster der Deutschen Welle eine durchaus wirkungsvolle Informationsquelle in der Region, auch wenn Al-Dschasira und Al-Arabiya die Leitmedien bleiben und BBC wie CNN ebenfalls weitaus stärker genutzt werden als DW-TV. 90 Prozent der regelmäßigen Zuschauer wünschten sich jedoch eine Ausweitung des Programms.
Ein Drittel des Programms gehöre nun den Nachrichten aus der arabischen Welt, sagt Mustafa Isaid, Chef des arabischen TV-Programms. Ein weiteres Drittel informiere über Deutschland und Europa. "Unsere Nachrichten sollen eine Art Kompass sein", so der gebürtige Palästinenser, "mit Raum für unterschiedliche Meinungen. Wir sagen den Leuten nicht, was sie denken sollen."
Für die acht Stunden Berichterstattung erweiterte der Sender sein Netz freier Mitarbeiter - mit arabischen Journalisten, die der redaktionellen Linie verpflichtet sind, aber nicht das zu sein brauchen, was man als linientreu bezeichnet.
Glaubwürdigkeit muss auch das dünne Finanzpolster kompensieren. Während die BBC jährlich knapp 30 Millionen Euro für ihr Arabic Television ausgeben kann und das arabische Programm von France 24 die Mini-TV-Studios der Nachrichtenagentur AFP, die so genannten News Corners, nutzen darf, stehen der Deutschen Welle für ihr arabisches Fenster nur 6 Millionen Euro jährlich und nur ein einziges Studio in Dubai zur Verfügung. Das Programm muss vergleichsweise billig sein, darf am Ende aber nicht so aussehen. So legt die Redaktion vor allem Wert auf die journalistischen Standards, auf Professionalität und Ausgewogenheit, möglichst unabhängig von politischen Strömungen und ohne sich dem Publikum anzubiedern.