WEHRPFLICHT
Beginn des Grundwehrdienstes vor 50 Jahren
Für junge Männer ist es meist der Schritt in einen neuen Lebensabschnitt und auch für die junge Bundesrepublik war es eine wichtige Zäsur: Am 1. April 1957 traten 10.000 junge Männern erstmals ihren Wehrdienst in der Bundeswehr an. Seitdem haben rund 8,1 Millionen Soldaten ihren Grundwehrdienst in der Bundeswehr absolviert - mit unterschiedlicher Dauer. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung hält auch in Zukunft daran fest und bezeichnete die Allgemeine Wehrpflicht jüngst als "Anker der Bundeswehr in der Gesellschaft".
In Deutschland war die allgemeine Wehrpflicht im Zuge der Freiheitskriege gegen Napoleon entstanden. Die preußischen Heeresreformer sahen sie als "sittliche Pflicht jeden Bürgers" an. Nach der Niederlage des Ersten Weltkrieges wird sie durch den Vertrag von Versailles verboten aber 1935 von den Nationalsozialisten wieder eingeführt. Noch vor Gründung der Bundeswehr wird in der so genannten "Himmeroder Denkschrift" ein Wehrpflichtsystem vorgeschlagen. Sie begründet die Wehrpflicht auf zweierlei Weise: Nur mit der Wehrpflicht könne eine angemessene Truppenstärke der Bundeswehr erreicht werden. Zum anderen soll sie aber vor allem ein Bindeglied zwischen dem Staat und seinen Bürgern und der Armee darstellen. Im Juli 1956 wurde vom Bundestag die damals zwölf Monate dauernde allgemeine Wehrpflicht beschlossen: Der "Staatsbürger in Uniform" kann seitdem ab dem 18. Lebensjahr zur Bundeswehr eingezogen werden. Nach der dreimonatigen Grundausbildung schließt sich eine Spezialausbildung zum Beispiel als Panzergrenadier oder Fallschirmjäger an. In der DDR wurde die Wehrpflicht 1962 nach dem Bau der Mauer eingeführt. Während sich die Dauer des Wehrdienstes in der Bundesrepublik mehrmals änderte, rückten die Wehrpflichtigen der Nationalen Volksarmee bis 1990 für 18 Monate in die Kasernen ein. In der Bundesrepublik gibt es zudem die Möglichkeit, statt des Wehrdienstes einen Zivil- oder Ersatzdienst in Krankenhäusern oder sozialen Einrichtungen abzuleisten. In den letzten 50 Jahren gab es immer auch wieder Diskussionen über eine Abschaffung der Wehrpflicht. Die Koalition, so ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums, hält an der Wehrpflicht fest. Er fügt hinzu: "Das ist keine militärische, sondern eine politische Entscheidung."