TOURISMUS
Aber nicht alle profitierten von dem Großereignis
Die Fußball-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr hat Deutschland einen Imagegewinn im Ausland beschert. Damit habe sich Deutschland als "Reisemarke" stabilisiert, sagte der Präsident des Deutschen Tourismusverbandes, Thilo Braune, am 28. März im Tourismusausschuss des Bundestages.
Der Effekt könne auch die von der WM nicht betroffenen Regionen auf mittlere Sicht positiv beeinflussen, sagte Braune. Durch die WM seien 60.000 Arbeitsplätze zusätzlich geschaffen worden, davon 20.000 Dauerarbeitsplätze. Jeweils ein Drittel entfielen auf die Hotels, auf die Gastronomie und auf Sicherheitsunternehmen.
Allerdings hätten die umliegenden Regionen von der WM nicht ganz so profitiert wie erwartet. Auch hätten manche Gäste ihren Deutschlandbesuch auf die fußballfreie Zeit gelegt. Vor allem das Tagungs- und Verans-taltungsgeschäft sei im Juni rückläufig gewesen. Bäder, Freizeitanlagen, Parks und Schausteller hätten nur eine "gemischte Bilanz" zu verzeichnen.
Nach Ansicht von Stefanie Heckel, Pressesprecherin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), ist Deutschland bei der WM "Weltmeister der Gastgeber" geworden. Die Service- und Freundlichkeitskampagne der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) sowie Dehoga-Veranstaltungen hätten dazu beigetragen, dass die Hotels gut vorbereitet gewesen seien. Der durchschnittliche Zimmerpreis lag Heckel zufolge mit 113 Euro pro Übernachtung nur knapp über dem europäischen Durchschnittspreis von 103 Euro. Trotz der verbesserten Lage bleibe die Kosten- und Ertragssituation vieler Betriebe angespannt.
Nach Einschätzung von Norbert Tödter von der DZT hat die WM zu Verlagerungseffekten bei Kongressen und Tagungen geführt. Dies habe man vor allem in Berlin und München zu spüren bekommen. Zentrale Stärken Deutschlands seien abwechslungsreiche Landschaften und viele kulturelle Sehenswürdigkeiten. Kultur und Erholung blieben in der Auslandswerbung der DZT die bestimmenden Produktlinien. Für diese gelte es neue Zielgruppen zu finden.
Der Bundestag nahm am 29. März einen Antrag der Koalitionsfraktionen zu den "nationalen Naturlandschaften" ( 16/3298 ) auf Empfehlung des Tourismusausschusses ( 16/4269 ) mit den Stimmen der FDP an. Damit wird die Regierung aufgefordert, die Bemühungen von "Europarc Deutschland" und des Verbandes Deutscher Naturparke zur Entwicklung der Dachmarke "Nationale Naturlandschaften" zu unterstützen. Auch soll sie auf die Potenziale des nachhaltigen Tourismus in diesen Landschaften hinweisen.
Auf Empfehlung des Umweltausschusses ( 16/4278 ) lehnte das Parlament einen Antrag der Bündnisgrünen ( 16/3095 ) ab, wonach Naturparke als Chance für Naturschutz und Regionalentwicklung genutzt werden sollten. Koalition und FDP stimmten dagegen, die Linke enthielt sich. Die Grünen hatten unter anderem angeregt, in Großschutzgebieten eine "Naturtaxe" einzuführen.