Viel Gutes entspringt dem Unerwarteten. Die größte Religion der Welt zum Beispiel: vom Sohn einer Tischlersfrau begründet. Oder Amerika: Seine Entdeckung ist nur das Abfallprodukt der Suche nach Indien. Das aktuellste Beispiel für unerwartet Gutes kommt aus der Eifel. Dort schwingt sich mit Heino einer zum Kämpfer für eine gute ur-bürgerliche Tugend auf, von dem man dies nicht erwartet hatte. Die "Stimme der Heimat" ruft zum zivilen Ungehorsam auf. Volksmusikfans sollen GEZ-Gebühren boykottieren, fordert die enzianblaue Haselnuss. Hintergrund: Das ZDF hat die beliebte Sendung "Lustige Musikanten" (letzte Show: 4,2 Millionen Zuschauer) und damit die beiden Volksfreudenbringer Marianne und Michael aus dem Programm gekegelt. Zuvor musste sich schon Dieter Thomas Heck aus seiner "Zauberwelt der Berge" verabschieden. Das Programm solle verjüngt werden, so ZDF-Intendant Markus Schächter. Volksmusik will der Chef deshalb zumindest unter der Woche nicht auf dem Bildschirm haben. Skandal für Volksmusikfans - und für Heino: "Jeder Volksmusik-Freund sollte ab sofort einen Volksmusik-Euro von seinen GEZ-Gebühren einbehalten, um so seinen Protest [...] auszudrücken", ruft der eifelaner Bürgerrechtler den Seinen zu.
Er appelliert damit an eine gute bürgerliche Tradition, von der Bürger aller Länder eigentlich häufiger Gebrauch machen sollten: zivile Gebührenkürzung.
Unzufrieden mit der Gesundheitsreform? 500 Euro weniger Steuern zahlen. Unzufrieden mit der Mehrwertsteuererhöhung? 1.000 Euro einbehalten. Unzufrieden mit der Kanzlerin? 3.000 Euro Steuern kürzen. Unsoweiterundsofort...
Die werden schon noch sehen, wo es hinführt, Marianne und Michael aus dem Programm zu schmeißen... Schwarzer Block und Globalisierungskritik sind out. Es lebe das Dirndl als neue Uniform der Revolution. Sebastian Hille z