.George W. Bush öffnete sich beim G8-Gipfel dem Klimaschutz, Abgeordnetenhaus-Sprecherin Nancy Pelosi propagiert erneuerbare Energien, Hollywoodstars fahren mit Hybridautos vor. Hat in den USA die ökologische Wende begonnen?
In der Tat ist hier eine außerordentliche Blüte des Umweltbewusstseins ausgebrochen. In den späten 1960er-Jahren war dies schon einmal so, noch bis in die 1970er- Jahre hinein war das Umweltbewusstsein in den USA höher als in Deutschland. Doch unter Ronald Reagans Präsidentschaft wurde dies niedergeknüppelt.
Was löste das Umdenken im Umwelt- und Klimaschutz aus?
Erstens der Wirbelsturm Katrina. Die US-Medien stellten dies mehrheitlich so dar, dass die Zunahme der Heftigkeit der Wirbelstürme klimabedingt ist. Und mit Katrina waren auf einmal Opfer da. Sobald es Personenschicksale sind, hat man in der Mediengesellschaft gewonnen. Zweitens hat Al Gore mit seinem Kinoerfolg "An Inconvenient Truth" erreicht, dass praktisch die gesamte intellektuelle Elite des Landes aufgewacht ist.
Welche Rolle spielte der Sieg der Demokraten bei der Kongresswahl im November 2006?
Dies war der dritte entscheidende Grund. Noch im Spätherbst 2006 behauptete ja der damalige Vorsitzende des Umweltausschusses, der Republikaner James Inhofe, "Global Warming" sei die größte Zeitungsente. Unter der republikanischen Mehrheit wurden gute Klimawissenschaftler, die im Staatsdienst waren, zensiert und gehindert, das Wort "Global Warming" überhaupt zu verwenden. Das ist nach den Kongresswahlen ans Tageslicht gekommen. Die Demokraten haben die Gunst der Stunde genutzt. Auf einmal durften Wissenschaftler vor dem Kongress aussagen, wie ihnen Knüppel zwischen die Beine geworfen wurden. Millionen von Amerikanern fühlen die Befreiung von einer Gesinnungsherrschaft. Das kommt jetzt dem Klimaschutz zugute.
Sind Sie als Dekan in der Politikberatung aktiv?
Nein, ein Universitätsdekan soll sich aus der Politik heraushalten. Allerdings sehe ich es als meine Pflicht an, die Bren School in Richtung Energie, Klima und Ressourcen weiterzuentwickeln. Im November veranstalten wir hier eine europäisch-kalifornische Klimakonferenz, und wir wollen eine neue Professur für Ressourcenproduktivität einrichten.
Gibt es die nicht schon längst? Ressourcenschonung ist doch ein Kernaspekt von Umweltforschung und Umweltmanagement?
Es ist noch längst nicht Mainstream in den USA, dass wir die Energie- und Ressourcenproduktivität vervielfachen müssen, wenn wir es mit dem Klimaschutz ernst meinen. Umweltschutz definiert sich in den USA noch oft als reiner Naturschutz.
Die Fragen stellte
Hans-Christoph Neidlein.