Ohne das gefährliche Blei, dafür mit weniger Abgasen, sollte der Deutschen liebstes Kind künftig über die Autobahnen düsen. Seltene Einigkeit herrschte darüber unter den Bonner Parlamentariern: Einstimmig nahmen die Abgeordneten am 3. Dezember 1987 die Änderung des Benzinbleigesetzes an, womit bleihaltiges Benzin endgültig aus bundesdeutschen Zapfsäulen verbannt wurde.
Während sich die CDU/CSU- und FDP-Koalition von noch rühmte, "Schritt für Schritt eine nationale und europäische Luftreinhaltungspolitik durchgesetzt" zu haben, so der Unions-Abgeordnete Bernd Schmidbauer, kritisierte die Opposition das Reformtempo. "Dieser Schritt ist doch nur ein Schrittchen. Die Riesenaufgabe der Abgasentgiftung im Kraftfahrzeugbereich ist damit noch lange nicht gelöst", umriss Liesel Hartenstein (SPD) das technische Problem der Umweltverschmutzung. Bis dato war Blei dem Kraftstoff zugemischt worden, um die Haltbarkeit der Motoren zu verbessern.
Tatsächlich sollten mit der Gesetzesänderung Anreize geschaffen werden, ein Neufahrzeug mit Katalysator zu kaufen. Autos mit ,Kat' vertragen kein verbleites Benzin, das Schwermetall beeinträchtigt die Wirkung des Katalysators. Doch Blei belastet vor allem die Umwelt und den Menschen. Über die Pflanzen, die das Metall aus dem Luft und Boden aufnehmen, gelangt es in den Suppentopf und in den menschlichen Körper. Dort schädigt es vor allem die Nieren und das Blut. Angesichts der gesundheitlichen Folgen appellierte der Grünen-Abgeordnete Wilhelm Knabe an seine Kollegen, auch das nach wie vor verbleite "Super" abzuschaffen.
Für ältere Pkw-Motoren wurde ein Ersatzstoff entwickelt, der den Motor auf die gleiche Weise wie das giftige Schwermetall schützte. Europaweit verboten ist verbleites Benzin seit 1. Januar 2000. Die Umweltbelastung durch Blei ging nachweislich zurück.