Die überraschende Einstellung von 45 Millionen Euro für die Weimarer Klassik Stiftung in den Bundeshaushalt, angereichert um dieselbe Summe vom Land Thüringen, kommt einem Befreiungsschlag gleich: Weimar wird endlich finanzpolitisch der Stellenwert zugebilligt, der ihm - neben Berlin - aufgrund seines klassischen Erbes für ganz Deutschland zukommt. Dies hat soeben kein geringerer als Bundespräsident Horst Köhler anlässlich der Einweihung der in Stand gesetzten Anna Amalia Bibliothek hervorgehoben. Der Büchertempel wäre beinahe vollständig einem Großfeuer zum Opfer gefallen, was weithin einen Schock auslöste.
Dass der Kulturstaatsminister exakt zur Wiedereröffnung der "Amalia" das äußerste Bundesengagement bekannt gab, darf auch als Folge einer besonderen Bürgerinitiative für "Amalia" gewertet werden. Diese Initiative bewirkte eine Art "Spirale" mit 20.000 Einzelspendern und gigantischen Spendensummen - am Ende auch von Vodafone und anderen "Großen". Ursprungsort der Aktion waren die Thüringische Landeszeitung, die Zeitung aus Weimar, und ihre Leserschaft. Ihnen wurde denn auch nicht von ungefähr der Publizistenpreis des Deutschen Bibliotheksverbandes zugesprochen. Wo so viel Herzblut der Menschen aus Weimar, Erfurt und Jena, aus ganz Thüringen, dann aber auch aus ganz Deutschland und aus aller Welt war, da konnte und wollte die Politik jetzt umso mehr Flagge zeigen.
Dabei kommen die gigantischen Geldmittel nicht lediglich der Renovierung von Stadtschloss, Büchern und Handschriften zugute. Auch ein Bauhaus-Museum gehört dazu. Das Bauhaus war 1919 in Weimar gegründet worden. Weimar ist eben nicht nur Carl August, Amalia, Goethe und Schiller. Weimar ist auch Moderne!