TREND
Weltraumbestattungen werden immer beliebter
Er hatte es sich so schön vorgestellt. Im Weltraum wollte er schweben, der Mann, der seinen Chef Captain Kirk immer in ferne Galaxien beamte. Als Scotty wurde der Schauspieler James Doohan mit der US-Serie "Raumschiff Enterprise" in den 60er-Jahren weltberühmt und "Beam me up, Scotty" zu einem geflügelten Wort. Die Liebe zum Universum stand nicht nur im Drehbuch: Doohan wünschte sich tatsächlich, nach seinem Tod durchs Weltraum zu fliegen. Als er 2005 mit 85 Jahren starb, erfüllte ihm seine Frau diesen Wunsch. Sieben Gramm seiner Asche wurden in eine Kapsel gefüllt und gemeinsam mit 200 anderen Verstorbenen ins Weltall "gebeamt".
Seit mehr als zehn Jahren bietet die texanische Firma Celestis Inc. diese ungewöhnliche letzte Reise an. Doch anstatt nun im Weltall zu schwirren, stürzte die Rakete mit Doohans Asche im April 2007 - kurz nach ihrem Start - in der Wüste New Mexikos ab. Es war nicht die erste Panne des Unternehmens, das diesen Service bislang als einziges anbietet.
Weltraumbestattungen sind zwar im Trend, doch abgesehen von gelegentlichen Komplikationen, ist diese Art der letzten Ruhestätte auch sehr langwierig und kostspielig. Bis zu zwei Jahren warten die Angehörigen auf den Platz ihrer Verstorbenen in einer Trägerrakete, denn geflogen wird nur, wenn genügend Kapseln an Bord sind. Der Preis hängt davon ab, wo die Asche des Verstorbenen umherfliegen soll: In der Erdumlaufbahn? In der Mondumlaufbahn? Im Weltall? Wenn die Mini-Urne, auf der man eine persönliche Widmung eingravieren lassen kann, später wieder in die Erdatmosphäre eintritt, würde sie harmlos wie eine Sternschnuppe als letzter Gruß verglühen, verspricht die Hannoveraner Firma von Manfred Lessing, dem deutschen Repräsentanten von Celestis.
Auch das Berliner Bestattungsunternehmen Christ-All bietet diesen Services an. "30.000 Euro sollte man mindestens für eine Weltraumbestattung einplanen", sagt ein Mitarbeiter, der anonym bleiben will. Bisher ließen sich zwei seiner Kunden so beerdigen. Über die Panne mit "Scottys" Asche bei Celestis schmunzelt er ein wenig. "Da sieht man mal, dass Geld alleine auch nicht alles erreichen kann." Schließlich sind es mit Vorliebe Wohlhabende oder berühmte Persönlichkeiten, die sich auf diese Art ins Universum bringen lassen. Der Schriftsteller und Drogenguru Timothy Leary zum Beispiel oder Gene Roddenberry, Erfinder von "Raumschiff Enterprise" ("Star Trek").
Ab 2008, so der Christ-All-Mitarbeiter, gäbe es das Monopol der US-Firma Celestis nicht mehr, dann könnten die Raketen mit den Asche-Kapseln potenziell von jedem ins Weltall geschossen werden. "Man muss nur noch eine Trägerrakete finden, die die Mini-Urnen mitnimmt." Voraussetzung für jede Weltraumbestattung ist, dass die Überreste des Verstorbenen erst mal im Krematorium verbrannt werden. Anschließend wird ein Teil der Asche in die Kapsel gefüllt, meist zwei Mal sieben Gramm, für den Fall, dass mit der ersten Kapsel etwas schief läuft.
"Die restliche Asche muss dann beigesetzt werden", sagt Heike Böhme-Küppenbender vom Bundesverband Deutscher Bestatter e.V.. "Schließlich gibt es in Deutschland eine Bestattungspflicht." Hierzulande darf man die Überreste nicht einfach im Wald oder im Meer verstreuen. "Bisher sind Weltraumbestattungen noch ein absolutes Randphänomen", sagt Böhme-Küppenbender. Immer beliebter sei hingegen eine andere ungewöhnliche, aber nicht ganz so kostspielige Art der Beerdigung: die Diamant-Bestattung. Dabei wird die Asche eines Verstorbenen durch eine spezielle Technik in einen Stein umgewandelt. Streng genommen muss der Diamant dann auch wieder beigesetzt werden. Wer genügend Geld hat, kann ihn danach ja noch ins Weltall schießen lassen.