VERKEHR
Der Flughafen bekommt eine zusätzliche Landebahn. Nach zehn Jahren Streit.
Der seit zehn Jahren umstrittene Ausbau des Frankfurter Flughafens ist genehmigt. Am 18. Dezember unterzeichnete Hessens Wirtschaftsminister Alois Rhiel (CDU) den Planfeststellungsbeschluss für eine neue Landebahn im Nordwesten und ein drittes Terminal im Süden des jetzigen Areals. Ein absolutes Nachtflugverbot soll es jedoch nicht geben. Es gehe, so der Vorstandschef der Fraport AG, Wilhelm Bender, um das größte privatwirtschaftlich finanzierte Infrastrukturprojekt in Deutschland. Rund 4 Milliarden Euro will das Unternehmen in den Ausbau investieren. Er umfasst neben der neuen Landebahn und dem neuen Terminal auch die einzige Airbus-380-Wartungshalle in Europa. Der Ausbau von Deutschlands größtem Flughafen soll die zunehmende Nachfrage nach Slots bedienen, den Flughafen als zentrales Drehkreuz erhalten und für mehr Arbeitsplätze sorgen.
Bis zum Jahr 2020 soll die Zahl der stündlichen Flugbewegungen von derzeit rund 82 auf 126 steigen. Dies bedeutet jährlich 701.000 Starts und Landungen statt 489.000 im Jahr 2006. 2020 sollen 88,6 Millionen Passagiere und 3,16 Millionen Tonnen Luftfracht abgefertigt werden. 40.000 neue Arbeitsplätze sollen durch die Flughafenerweiterung bis 2020 geschaffen werden, rund 100.000, wenn man die so genannten katalytischen Effekte durch Unternehmensansiedlungen hinzuzählt.
Solch günstige Prognosen können die Ausbaugegner jedoch nicht überzeugen. "Aus unserer Sicht hat die Landesregierung die Menschen systematisch für dumm verkauft", erklärt der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Tarek Al Wazir. Ein striktes Nachtflugverbot zwischen 23 und 5 Uhr sollte es ursprünglich geben. So hatten es die Mediatoren bereits vor sieben Jahren als Ausgleich für die zusätzlichen Belastungen für die Bevölkerung empfohlen. "Kein Ausbau ohne Nachtflugverbot", betonte seitdem auch Ministerpräsident Roland Koch (CDU). Stattdessen sollen in der so genannten gesetzlichen Nacht zwischen 22 und 6 Uhr die Flugbewegungen auf im Jahresdurchschnitt maximal 150 pro Tag kontingentiert werden und die neue Landebahn komplett geschlossen bleiben. Bis zu 17 der 150 Flüge sollen auch zwischen 23 und 5 Uhr vom bereits bestehenden Bahnensystem planmäßig starten und landen dürfen. Fliegen dürfen dann nur lärmärmere Flugzeuge der neuesten Generation und vorwiegend Frachtflugzeuge nur derjenigen Fluggesellschaften, die am Frankfurter Flughafen beheimatet sind. Wird das zugelassene Kontingent damit nicht ausgefüllt, können auch Passagier- und Touristikflüge die Lücke füllen.