Trotz abnehmender Jugendkriminalität sind sich neuerdings erstaunlich viele Politiker einig: Erziehungscamps müssen her. So genannte "Bootcamps", in denen straffällig gewordene Teenager nach US-Militär-Vorbild zurechtgestutzt und gedrillt werden sollen. Innerhalb von 120 Tagen wird der Wille der Jugendstraftäter gebrochen und anschließend neu aufgebaut.
Doch wie wäre es mit einem Erziehungscamp ganz anderer Natur - einem politischen für auffällig gewordene Volksvertreter? Runter vom hohen Politross, ab in den Schlamm. Raus aus dem Nadelstreifen-, rein in den Trainingsanzug.
Historisch unkorrekte Vergleiche hätten 120 Tage Geschichtslektüre zur Folge. Bei DDR-Vergleichen à la Dirk Niebel oder gar Hitler-Vergleichen könnte der Delinquent von Geschichtslehrern mit historischen Fakten konfrontiert werden - und zwar lautstark, ganz nach dem Vorbild der amerikanischen Drill-Sergeants.
Innerparteiliche Querelen würden durch "Ringelpietz mit Anfassen" geahndet. Guido Westerwelle und Wolfgang Gerhardt dürften also tagelang gemeinsam im Camp tanzen und Hand in Hand erfahren, wie schön es ist, ein Herz und eine Seele zu sein.
Und flapsige Hygiene-Ratschläge à la Kurt Beck, würden umgehend mit wochenlangem Dusch-, Bade- und Seifenverbot geahndet. Dem gegenüber wäre die Bestrafung eines Bremer Ex-Senators für seine Sektdusche eines Obdachlosen anders gelagert. Er dürfte im Politiker-Bootcamp baden ohne Ende - ausschließlich im prickelnden Perlwein.
Nach 120 Tagen würden sie alle lammfromm werden, friedlich und mild. Der Wille zur Macht wäre gebrochen, der Wille zur politischen Korrektheit aufgebaut. Und am Ende des lehrreichen Intensivprogramms würden sie alle handzahm und im Chor beten: "Ich bin klein, mein Herz mach rein, lass mich ein guter Politiker sein."