Ein neoklassizistisch-einschüchterndes Gebäude türmt sich vor den Augen des Besuchers, der in der Dorotheenstraße 93 die Interessenvertretung der Jugendlichen und Auszubildenden (JAV) beim Deutschen Bundestag aufsuchen will. Wer das herrschaftliche Portal passiert, könnte schnell zu dem falschen Schluss gelangen, jene Interessenvertretung sei hier nicht einfach untergebracht, sondern sie residiere hier. Über ausladende Gänge und weite Fluchten gelangt der Besucher dann aber in jenen kleinen, nüchtern eingerichteten Raum, der ihn eines Besseren belehrt. In der Mitte ein runder Tisch, um den sich fünf gewählte Vertreter einmal in der Woche scharen, um aktuelle Aufgaben und Probleme zu diskutieren. Zum Glück sind es nur fünf, denkt man unwillkürlich, denn für mehr böte dieser Raum wirklich keinen Platz.
Eine davon ist die JAV-Vorsitzende Diana Schröder. Vor wenigen Jahren selbst noch Auszubildende in der Verwaltung des Bundestags, engagiert sich die 22-Jährige seit November 2005 in dem Gremium, das die Belange der Jugendlichen und Auszubildenden zusammen mit dem Personalrat gegenüber der Dienststelle vertritt. "Wir sind eigentlich wie Klassensprecher in der Schule", erklärt Schröder. "Wir kümmern uns um die Auszubildenden und achten darauf, dass geltende Tarifverträge und Gesetze zur Berufsbildung und zum Jugendarbeitsschutz auch eingehalten werden."
Zu denen, deren Rechte und Interessen Schröder wahrnimmt, zählen alle Angestellten und Auszubildenden die im Bundestag beschäftigt sind und das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Circa Hundert sind es, darunter nicht nur Auszubildende in verwaltungstypischen Berufen - wie zum Beispiel Fachangestellte für Bürokommunikation. Es finden sich auch alle, die im Verbund mit Unternehmen wie Siemens Ausbildungen in technischen bzw. elektronischen Berufen absolvieren und sich daher während ihrer Ausbildungszeit gar nicht in den Gebäuden des Bundestags aufhalten. Gebraucht werden diese für den Bundestagsbetrieb später einmal doch, wie der Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik. "Wir versuchen gegenüber der Dienststelle durchzusetzen, dass so viele Auszubildende wie möglich später auch vom Bundestag übernommen werden", sagt Schröder, der diese Chance selbst zuteil geworden ist. Die JAV hat daher gemeinsam mit der Zentralen Verwaltung und mit dem Personalrat ein Ausbildungskonzept erarbeitet, das verbindliche Übernahmekriterien aufstellt. Schröder: "Besteht ein Azubi seinen Abschluss mit einer Note besser als drei, wird er für ein Jahr in Teilzeitarbeit übernommen."
Das Fünfergremium zeigt damit, dass es neben der kleinteiligen Alltagsarbeit sehr wohl im Stande ist, wichtige Vorteile für die Jüngsten - und daher auch Unerfahrensten - in der Verwaltung des Bundestages herauszuholen. Das sollte es auch, schließlich ist es dazu gewählt und beauftragt worden. Alle zwei Jahre sind alle jugendlichen Beschäftigten bzw. Auszubildenden bis zum Alter von 25 Jahren zur Wahl eines Gremiums aufgerufen. Mit der steigenden Zahl der Auszubildenden ist in den vergangenen Jahren auch die Zahl ihrer Vertreter von drei auf derzeit fünf gestiegen. Wählbar sind alle Beschäftigten, die am Tag der Wahl noch nicht 26 Jahre alt sind und seit mindestens sechs Monaten dem Geschäftsbereich der obersten Dienstbehörde angehören.
Nicht nur Sachkenntnis und Verhandlungsgeschick sind bei diesem Amt entscheidend, sondern vor allem auch sogenannte "weiche Fähigkeiten" wie Anteilnahme und Einfühlungsvermögen. "Schlechte Leistungen in der Berufsschule können auch private Ursachen haben", erklärt Schröder, "wir sind daher ebenso Vertrauenspersonen für die Azubis und haben ein offenes Ohr auch bei privaten Problemen." Dass die Arbeit der JAV in Spitzenzeiten bis zu 20 Stunden in der Woche beträgt, dürfte niemanden verwundern angesichts der breitgefächerten Aufgaben und der hohen Zahl derer, die zu betreuen sind. Eines jedoch ist bemerkenswert: Schröder und ihre vier Kollegen machen diese Arbeit neben ihrem eigentlichen Beruf - ehrenamtlich.