Das Telefon im Büro des Personalratsvorsitzenden Werner Gründler klingelt hartnäckig. Am anderen Ende möchte eine Bundestagsmitarbeiterin mehr über die Gefahr durch Toner-Feinstaub in ihrem Büro wissen. "Ich rufe Dich später zurück", verspricht Gründler und legt auf. Drei Minuten später klopft es an der Tür: Ein älterer Mann steckt seinen Kopf herein und bittet um einen Gesprächstermin. Es ist ihm offenbar dringend, warum, sagt er nicht. Man einigt sich auf 14 Uhr, der Kopf verschwindet, die Tür schließt sich wieder.
Alltag im Büro der Personalvertretung. Das sei beileibe nicht nur der Kampf um mitarbeiterfreundliche Vereinbarungen und Verordnungen, sagt der Personalratsvorsitzende der Bundestagsverwaltung. Nein, viel häufiger gelte es, die Nöte der Beschäftigten an ihrem Arbeitsplatz aus der Welt zu räumen. Zugige Fenster, Strahlungen durch elektrische Geräte, aber auch Aufgabenverteilung oder Mobbing beschäftigen die Mitarbeiter. "Die Fragen der Arbeitsplatzgestaltung haben deutlich zugenommen", sagt Gründler. Der 59-Jährige ist noch bis zum 1. Mai Vorsitzender des 15-köpfigen Personalrats, er und vier weitere Kollegen sind für ihre Arbeit freigestellt, zwei von ihnen halbtags. Sie vertreten 1600 Angestellte und 960 Beamte, die beim Bundestag beschäftigt sind. Werner Gründler ist Sprecher der Arbeitnehmergruppe, seine Stellvertreterin, Jutta Koch-Unterseher, vertritt die Beamtinnen und Beamten. Beide haben aus dem Ergebnis der aktuellen Personalratswahl ihre Konsequenz gezogen und werden künftig andere Aufgaben wahrnehmen.
Keine Personalentscheidung wird ohne Arbeitnehmervertreter getroffen, so steht es im Gesetz. Folglich gehört die Mitwirkung bei Einstellung und Beförderung, aber auch bei Entlassungen zu den Hauptaufgaben des Personalrats. "Wir müssen darauf achten, dass die Verfahren klar und transparent ablaufen", sagt Werner Gründler. Das allein bringt viel Arbeit mit sich, denn die Bundestagsverwaltung ist eine ausnehmend große Behörde. In einigen Referaten arbeiten mehrere hundert Beschäftigte. "Mehr als in anderen Behörden insgesamt", sagt Gründler. Die Folge: Für eine Personalversammlung des Deutschen Bundestags bräuchte man theoretisch ein Kongresszentrum - falls alle 2600 Mitarbeiter erscheinen würden. Die rund 500, die in der Regel tatsächlich der halbjährlichen Einladung folgen, passen zum Glück in den größten Fraktionssaal.
Auf diesen Versammlungen ist auch der Bundestagspräsident anwesend, da er die Verantwortung für die Personalentscheidungen im Haus trägt. Er ist deshalb neben dem Direktor - mit dessen Vertreterin es ein monatliches Gespräch gibt - eine wichtige Ansprechperson. So manche Entscheidung wird dabei auch auf dem kurzen Weg gefällt. Zum Beispiel als sich Mitarbeiterinnen des Parlamentsassistenzdienstes von Zigarettenrauch aus dem Raucherraum belästigt fühlten. Kurzerhand entschied der Präsident, den abgelegeneren Clubraum als Raucherzimmer auszuweisen. "Die Zusammenarbeit ist gut" sagt Werner Gründler. Letztlich sei allen Seiten immer daran gelegen, Lösungen zu finden, mit denen alle leben können. Gründler selbst kennt die Spielregeln der Mitbestimmung bestens, schließlich hat er fast 30 Jahre Erfahrung. In Bonn wurde der Politologe 1979 erstmals in den Personalrat gewählt, 1988 ließ er sich schließlich für die Arbeit freistellen und wurde 1992 Personalratsvorsitzender.
Besonders stolz ist Gründler auf seine Rolle beim Umzug des Bundestages nach Berlin. Diese Zeit, so der 59-Jährige, sei der zentrale Abschnitt seines beruflichen Lebens gewesen. Dazu zählen auch jene Jahre, die nötig waren, um fast 1000 neue Beschäftige in die Bundestagsverwaltung zu integrieren. Sie ersetzten damals jenes Drittel der Mitarbeiter, die nicht mit in die neue Hauptstadt ziehen wollten. Für die Rheinländer, die mit gen Osten zogen, aber zumindest auf ihren Karneval nicht verzichten wollten, organisiert der Personalrat nun auch die Karnevalsfeiern. Weit aufwändiger ist die Planung des nächsten Betriebsausflugs - eine logistische Herausforderung. zehn bis zwölf Busse machen sich an solchen Tagen auf den Weg. "Versuchen Sie mal ein Restaurant für 600 Leute zu finden", sagt Gründler. Kaum vorstellbar, wenn mal alle 2600 Beschäftigten mitmachen würden.